Knebelketten und Abführzangen


Knebelketten und Abführzangen sind streng genommen keine Fesseln, da man sie in der Regel (es gibt Ausnahmen, die ich jedoch nicht besitze) nicht absperren kann. Sie dienen Polizisten und Justizbeamten als Hilfe beim Abführen von Straftätern. Dabei hält der Beamte den Griff der Knebelkette bzw. Abführzange in der Hand, während die Kette bzw. die Greifer um das Handgelenk des Abzuführenden gelegt wird/werden. Sollte sich der Abzuführende wehren, kann der Beamte den Griff dieser Abführhilfen ein wenig drehen, was starke Schmerzen im Handgelenk des Delinquenten hervorruft.
Wenn sich beim kleinen Bild ein "+" in der rechten oberen Ecke befindet, bedeutet dies, dass das große Bild (Klick auf das kleine) nicht lediglich eine Vergrößerung darstellt, sondern zusätzliche Informationen enthält. Beispielsweise können dies dann ein oder mehr ähnliche Modelle sein – hier gelten dann Klammerangaben bei "Wert" und/oder "Gewicht" für diese (von oben nach unten und links nach rechts).

 

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Modell: Nr. 1 ?
Hersteller: Clejuso ?
Land: Deutschland
Gewicht 130 g (160 g)
Wert: EUR 10,- bis 15,-
Vorführ- oder auch Knebelketten (Englisch "Twister" oder "Come Along" genannt) wie diese schlingt man um das Handgelenk des Abzuführenden und lässt die beiden Griffteile ineinander gleiten. Dann verengt man die Kette bis zum Anschlag. Sollte der Delinquent Widerstand leisten, dreht man den Griff noch ein bisschen weiter - der durch das Quetschen des Handgelenks hervorgerufene Schmerz sorgt dann schnell für Ruhe Ich bin mir nicht vollkommen sicher, ob es sich hierbei wirklich um Clejuso Nr. 1 handelt, da sich viele Knebelketten sehr ähnlich sehen und meist (wie auch hier) nicht gekennzeichnet sind. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man oben noch eine weitere recht ähnliche Knebelkette. Allerdings bin ich mir auch hier nicht sicher, ob sie von Clejuso hergestellt wurde.  Sie hat leicht anders geformte Griffstücke (Knebel). Obendrein geht die gezwirbelte Kette direkt in die Griffe über, wohingegen bei der anderen Knebelkette (Bild unten und kleines Bild) je ein etwas größerer kreisrunder Ring die Kette mit dem Griff verbindet.

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Modell: ?
Hersteller: Kayser ?
Land: Deutschland
Gewicht 150 g
Wert: EUR 15,- bis 20,-
Diese Knebelkette sieht der von Clejuso (siehe oben) sehr ähnlich. Da jedoch in beide Griffteile der Buchstabe "K" gestanzt ist, geht man davon aus, dass sie von Kayser, dem Hersteller der berühmten Hamburger 8, gebaut wurde.

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Modell: ?
Hersteller: ?
Land: Deutschland ?
Gewicht 170 g
Wert: EUR 20,- bis 25,-
Diese Knebelkette unbekannter Herkunft ist kürzer als alle zuvor gezeigten. Die Kette besteht aus leicht massiveren Gliedern und die Griffstücke haben eine andere Form. Meiner Meinung nach stammt sie aus der Zeit um den 2. Weltkrieg und aus Deutschland, da man dieses Modell hier öfter mal antrifft. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) kann man die Knebelkette im geschlossenen Zustand sehen.

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Modell: ?
Hersteller: Joh. Fischer
Land: Deutschland
Gewicht 110 g (100 g)
Wert: EUR 50,- bis 60,-
Über diese Knebelkette ist praktisch gar nichts bekannt. Auch kenne ich keinen weiteren Sammler, der das Modell besitzt. Das besondere an dieser Knebelkette ist, dass man den kleinen Griff nur von einer Seite in den großen einführen kann. Bei den meisten anderen Modellen ist das von beiden Seiten üblich. Dieses Design ist typisch für die alten Knebelketten von Bean, USA aus dem 20. Jahrhundert. Jedoch ist in den kleinen Griff dieses Exemplars "Joh. Fischer" und "Bremerhaven" eingestanzt, was seinen deutschen Ursprung belegt. Die Kette besteht aus sehr schmalen Gliedern. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man oben noch eine weitere Fischer-Knebelkette mit kleineren Griffstücken und runden Verbindungsringen zwischen Kette und Griff.

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Modell: DDR-Polizei Vorführkette
Hersteller: ?
Land: Deutschland (DDR)
Gewicht: 80 g
Wert: EUR 5,- bis 10,- (10,- bis 20,-)
Die DDR-Knebelkette ist der zuvor gezeigten westdeutschen recht ähnlich, allerdings sind hier die Kettenglieder größer (und dafür weniger) und die Griffstücke aus Aluminium statt Stahl. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man oben noch eine ältere Variante einer Vopo-Knebelkette. Diese unterscheidet sich von der häufigeren neueren (Bild unten und kleines Bild) dadurch, dass der Durchmesser der  Kettenglieder kleiner und ihre Anzahl größer ist.

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Modell: ?
Hersteller: ?
Land: Frankreich
Gewicht: 40 g
Wert: EUR 30,- bis 40,-
Bei dieser alten Knebelkette bestehen die Griffe noch aus Holz statt Stahl und man kann sie nicht ineinander gleiten lassen. Die Kettenglieder sind aus gedrehtem dicken Draht. Wahrscheinlich stammt die Knebelkette aus der Zeit um oder vielleicht sogar vor 1920.

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Modell: ?
Hersteller: Bean ?
Land: USA?
Gewicht: 120 g
Wert: EUR 30,- bis 50,-
Auch bei dieser Knebelkette kann man - wie bei der von "Fischer" (siehe weiter oben) den kleinen Griff nur von einer Seite in den großen einführen. Dieses Design ist typisch für die alten Knebelketten von Bean, USA. Allerdings sind Bean-Modelle für gewöhnlich mit dem Patentdatum 06.05.1884 versehen. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man oben noch eine weitere recht ähnliche Knebelkette. Diese hat leicht anders geformte Griffstücke (Knebel). Obendrein ist die gezwirbelte Kette etwas schmalgliedriger und geht direkt in die Griffe über, wohingegen bei der anderen Knebelkette (Bild unten) je ein größerer fast rechteckiger Ring die Kette mit dem Griff verbindet.

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Modell: ?
Hersteller: ?
Land: Indien?
Gewicht 130 g (160 g)
Wert: EUR 20,- bis 30,-
Diese Knebellkette unbekannter Herkunft unterscheidet sich durch die Form des Griffes, sowie der dünneren Kette von den meisten anderen ähnlichen Produkten aus Deutschland. Wahrscheinlich wurde sie in Asien hergestellt. Manche Sammler tippen auf Indien. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) kann man die Knebelkette im geschlossenen Zustand sehen.

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Modell: ?
Hersteller: Stotz
Land: Deutschland
Gewicht 230 g
Wert: EUR 80,- bis 100,-
Stotz Abführzangen sind sehr selten und - wie auch die Stotz Handschellen (siehe "Deutschland vor 1970") und Fußeisen (siehe "Fußeisen") - ein begehrtes Sammlerstück. Wie die meisten dieser Zangen funktionieren die von Stotz nach einem simplen Prinzip: wenn die Zange um das Handgelenk des Abzuführenden geschlossen wird, rasten die Griffenden ein und können sich nicht mehr so einfach von selbst lösen. Dazu muss man dann erst den Sicherungshebel am Griff ein wenig wegdrücken. Mein Exemplar ist mit "A.Stotz" und "Stuttgart" beschriftet, was ungewöhnlich ist, da Stotz-Produkte für gewöhnlich keine Beschriftungen tragen oder maximal mit "A.Stotz" versehen sind.

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Modell: ?
Hersteller: Heid & Roth
Land: Deutschland
Gewicht 350 g (330 g)
Wert: EUR 30,- bis 40,- (60,- bis 80,-)
Hier haben wir nun eine bei Beamten beliebte deutsche Abführzange, bei der das Prinzip der Arretierung (Sicherung) anders gelöst wurde, als bei den meisten anderen Modellen. Man muss den Arretierunghebel an der kleinen Feder runter- und gleichzeitig den Griff zusammendrücken, um die Zange zu öffnen. Durch die große Feder in der Mitte möchte sie dann immer in den geschlossenen Zustand zurückkehren – d.h. wenn man den Griff nicht mehr zusammendrückt, schließt sich die Zange automatisch und die Arretierung rastet ein. So kann man sie gut mit lediglich einer Hand betätigen. Diese Funktionalität ließen sich Polizeihauptmann Reinhold Heid und Carl Roth in Stuttgart am 24.09.1910 patentieren. Mein Exemplar ist mit "52 K" und einem springenden Pferd markiert. Letzteres ist das Wappen der Stadt Stuttgart und bedeutet, dass sie im Besitz der Stuttgarter Stadt-Polizei, die Anfang der 1970er Jahre aufgelöst wurde, war. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man oben noch eine weitere Version einer Heid & Roth Abführzange. Diese hat leicht andere Formen und wesentlich besser abgerundete Kanten. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hierbei um eine dreiste Kopie oder vielleicht um ein sehr frühes Original handelt, glaube aber - aufgrund der hervorragenden Verarbeitung - das Letzteres zutrifft.

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Modell: ?
Hersteller: Heinkel
Land: Deutschland
Gewicht 410 g
Wert: EUR 30,- bis 40,-
Diese ungewöhnliche Abführzange öffnet sich, indem man den kleinen Hebel in der Nähe der Greifer nach oben drückt. Man schließt sie durch Betätigen des großen Hebels am Griff. Das kleine graue Kunststoffstück dient der Arretierung. Wenn es nach unten geschoben wird, kann man die Zange nicht öffnen. Darum sollte man beim Erwerb dieser Zange darauf achten, dass dieses Kunststoffteil noch vorhanden ist. Mein Exemplar ist übrigens mit "Landespolizei" beschriftet, was bedeutet, dass es im offiziellen Polizeieinsatz war. Ich bin mir nicht sicher, ob der Hersteller wirklich Heinkel (vielleicht sogar der Flugzeugbauer) ist, aber die Zange wird in Baden-Württemberg als "Heinkel" bezeichnete. Sie wurde hier hauptsächlich beim freiwilligen Polizeidienst verwendet.

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Modell: ?
Hersteller: Clejuso
Land: Deutschland
Gewicht 200 g (220 g)
Wert: EUR 15,- bis 20,-
Clejuso Abführzangen sind das mit Abstand am häufigsten anzutreffende Modell. Sie funktionieren wie z.B. weiter oben gezeigte "Stotz". Auf dem kleinen Bild (Klick auf das große) sieht man oben noch ein weiteres Exemplar. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hierbei ebenfalls um ein (älteres?) Clejuso-Modell handelt. Es sieht der Clejuso-Fesselzange auf alle Fälle recht ähnlich, ist aber etwas massiver als diese und obendrein sind die beiden S-förmigen Zangenteile hier nicht mit einer Niete, sondern mit einer (vernieteten) Schraube zusammenmontiert, ähnlich wie bei der "Heid & Roth" Zange (siehe weiter oben).

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Modell: ?
Hersteller: ?
Land: Deutschland?
Gewicht 230 g
Wert: EUR 20,- bis 25,-
Diese Abführzange ist der zuvor gezeigten sehr ähnlich. Allerdings ist der Sicherungshebel (für das Einrasten) länger und obendrein ist die Verarbeitung noch ein bisschen besser als beim Clejuso-Modell.

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Modell: ?
Hersteller: ?
Land: Deutschland?
Gewicht 170 g
Wert: EUR 25,- bis 30,-
Dies ist eine weitere sogenannte Achter-Zange. Sie unterscheidet sich vom zuvor gezeigten Clejuso-Modell hauptsächlich durch die "dreieckige" Form des Griffstücks.

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Modell: Hiatt Steel Grip
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien
Gewicht 250 g (330 g)
Wert: EUR 60,- bis 75,-
Diese mit "Hiatt Steel" und "British made" beschriftete Abführzange ähnelt vielen zuvor gezeigten deutschen Modellen auf dieser Seite (z.B. von Clejuso). Allerdings ist noch formvollendeter, zumindest was meinen Geschmack angeht. Übrigens sind hier, im Gegensatz zu sämtlichen deutschen Modellen auf dieser Seite, auch die Innenkanten der Zangen perfekt abgerundet – in GB ist bzw. war man wohl etwas zuvorkommender zu seinen Gefangenen ;-). Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man noch ein älteres Exemplar. Dieses ist etwas schwerer und nicht ganz so rund. Auch wurde es nicht vernickelt bzw. verchromt, weswegen es bereits ziemlich oxidiert ist. Beide Exemplare sind mit "HIATT STEEL" beschriftet.

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Modell: Hiatt Steel Grip (mit Ornament)
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien
Gewicht 250 g (330 g)
Wert: EUR 60,- bis 75,-
Hier haben ebenfalls eine Vorführzange von Hiatt. Sie ist zeitlich zwischen den beiden zuvor gezeigten Exemplaren anzusiedeln. Ich präsentiere sie separat, da sie ein kleines Kuriosum darstellt. Und zwar nicht wegen dem auffälligen Blumenornament in der Mitte - derlei Zier findet man auf Hiatt Vorführzangen häufiger. Vielmehr ist die Beschriftung ungewöhnlich, denn die Zange wurde nicht wie üblich mit "HIATT STEEL" markiert, sondern trägt lediglich das Wort "STLEL". Es scheint auch kein schlecht gestanztes "STEEL" zu sein, da die Buchstaben tadellos und klar zu lesen sind. Es sieht alles danach aus, dass hier ein Hiatt-Mitarbeiter den "STEEL" Stempel falsch zusammen gesetzt hat und somit fehlerhaft beschriftete Vorführzangen produziert wurden. Eine typische "Montag Morgen Arbeit", wie ein anderer Sammler meinte. Aus diesem Grund verzichtete Hiatt wohl auch darauf, den Firmennamen mit hinzuzustempeln und verkaufte entsprechende Produkte wahrscheinlich als "2. Wahl".

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Modell: ?
Hersteller: Dowler
Land: Großbritannien
Gewicht 250 g
Wert: EUR 60,- bis 80,-
Dowler Abführzangen sehen denen von Hiatt zum Verwechseln ähnlich, sind allerdings seltener als diese. Mein Exemplar, das noch die Reste einer Nickel- bzw. Chrombeschichtung trägt ist mit "W. Dowler" beschriftet.

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Modell: ?
Hersteller: Phillip ?
Land: USA
Gewicht 100 g
Wert: EUR 70,- bis 90,-
Vom Aussehen ähnelt diese einst vernickelte oder verchromte Fesselzange sehr dem patentierten Modell der US-Firma "Phillip". Allerdings trägt sie im Gegensatz zu dieser keine Beschriftungen bzw. Patentdaten. Dies könnte bedeuten, dass sie anch Ablauf des Patents hergestellt wurde, oder evtl. auch, dass es sich um ein Imitat handelt, welches ungefähr aus der Zeit des Originales stammt, also Ende 19. / Anfang 20. Jahrhunderts. Die Funktionalität entspricht in etwa einer Schere (siehe auch großes Bild - Klick auf das Kleine), wobei die Zange durch die Sperre am Griff in drei Stufen geschlossen gehalten werden kann.

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Modell: ?
Hersteller: Thomas & Smith
Land: USA
Gewicht 180 g
Wert: EUR 120,- bis 140,-
Das Patent für diese US Vorführzange stammt aus dem Jahr 1882. Ihre Technik ist so konzipiert, dass man sie leicht mit einer Hand bedienen
kann. Am Griff befindet sich ein kleiner Sperrhebel, mit dem man die Zange entarretieren und anschließen öffnen kann. Im geöffneten Zustand fährt gleichzeitig ein größerer T-förmiger Druckknopf innerhalb des Greifers aus. Wenn man nun die Zange um das Handgelenk des Abzuführenden legt und dabei Druck auf diesen Knopf ausübt, schließen sich die Greifer automatisch und die Zange arretiert sofort, so dass man sie erst wieder öffnen kann, wenn man zuvor erwähnten Hebel am Griff zur Seite schiebt. Auf dem großen Bild (Klick auf das Kleine), sieht man die Zange im geöffneten Zustand.

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Modell: The Iron Claw
Hersteller: Argus
Land: USA
Gewicht 260 g
Wert: EUR 60,- bis 80,-
Dieses interessantes Modell einer Abführzange wurde vom der "Argus Mit freundlichen Grüßen. Co." aus "Chicago, Illinois" hergestellt und träft die Patentnummern 1950757 sowie 2066654. Es gibt eine neuere Variante mit gleichem Namen, die von der Firma Jay Pee hergestellt wurde und weniger wert ist. Wenn man den Ring um den Schaft nach oben schiebt, kann man die Zange durch eine Drehung des Griffs um 180 Grad vollständig öffnen (siehe auch großes Bild (Klick auf das kleine). Zum Schließen dreht man den Griff einfach wieder entgegengesetzt, wobei verschiedene Einstellungen des Zangendurchmessers möglich sind.


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