Handschellen aus Deutschland vor 1970


Mein Heimatland ist recht gut im "Handschellen-Geschäft" vertreten. Aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg  stammen solch berühmte (und heutzutage verdammt teure) Klassiker wie "Stotz", die "Hamburger 8" oder die so genannten "Dortmunder".
Wenn sich beim kleinen Bild ein "+" in der rechten oberen Ecke befindet, bedeutet dies, dass das große Bild (Klick auf das kleine) nicht lediglich eine Vergrößerung darstellt, sondern zusätzliche Informationen enthält. Beispielsweise können dies dann ein oder mehr ähnliche Modelle sein – hier gelten dann Klammerangaben bei "Wert" und/oder "Gewicht" für diese (von oben nach unten und links nach rechts).

 

Großes Bild
Marke / Modell: Deutsche Polizei, Modell ?
Hersteller: August Schwarz
Land: Deutschland 
Gewicht: 360 g 
Wert: EUR 150,- bis 180,-
Bei vielen meiner alten Handschellen hätte ich ja gerne and dass sie reden könnten und mir ihre Geschichte erzählen. Bei dieser (und auch bei den folgenden) bin ich mir allerdings nicht so sicher and ob ich sie hören möchte. Die Beschriftung "D.R. Pat." Steht nämlich für "Deutsches Reichs Patent" und aus dieser Zeit stammen die Fesseln wohl auch. Denn neben dem Schlüsselloch befindet sich sogar noch ein eingestanzter Adler auf einem nicht verfassungsfreundlichem Symbol, unter dem wiederum ein "M" steht. Dieses Markierung findet man insg. dreimal auf der Fessel.Die Reihe "Deutsche Polizei" weist zahlreiche Modelle und Variationen auf. Drei Herstellerfirmen sind bekannt: August Schwarz aus Berlin (bis in die 1940er Jahre), Carl Reher aus Hamburg (wahrscheinlich 1950 bis 1977) und Heinrich Hagge aus Bad Segeberg (ab 1977 bis heute). Neben den weiter unten gezeigten wesentlich häufiger zu findenden "seitlich schwingenden" Handschellen hat Schwarz auch "klassische" Handschellen mit Durchschlag produziert. Die Fesseln sind neben "D.R. Pat." noch mit dem Ritterkreuz, "Deutsche Polizei" sowie "August Schwarz, Berlin S.W.11" beschriftet. Darüber hinaus ist mein Exemplar noch mit "16544" versehen. Die hier abgebildete Variante weist neben den Schlüssellöchern einen langgezogenen Pfeil sowie eine lediglich eine "auf" Beschriftung auf, ist aber dennoch arretierbar durch Drehen des Schlüssels entgegen der "auf" Richtung. Wie bei allen (Vor)Kriegsmodellen von Schwarz kann man die Schlösser austauschen, indem man die Schrauben löst, wobei die Schellen natürlich geöffnet sein müssen. Eher ungewöhnlich ist, dass die Stahlbügel ursprünglich nickelbeschichtet waren. Der Rest der Fessel besteht, wie bei "Deutsche Polizei" Modellen üblich, aus Aluminium.

Großes Bild
Marke / Modell: Deutsche Polizei, Modell ?
Hersteller: August Schwarz
Land: Deutschland 
Gewicht: 330 g 
Wert: EUR 140,- bis 160,-
Das ist nun die arretierbare Variante von zuvor gezeigter "Deutsche Polizei" Handfessel. Daher weist sie neben den Schlüssellöchern auch zwei entgegengesetzte Pfeile sowie eine "auf/zu" Markierung auf. Die Arretierung wird ausgelöst and indem man den Schlüssel einmal komplett in Richtung "zu" dreht. Auch dieses Exemplar ist mit  "D.R. Pat.", dem Ritterkreuz, "Deutsche Polizei" und "August Schwarz, Berlin S.W.11" beschriftet und zusätzlich mit "19264" versehen. Weitere Symbole aus der Zeit der Handschelle sind im Gegensatz zum zuvor gezeigten Modell nicht vorhanden.

Großes Bild + weiteres Exemplar
Marke / Modell: Deutsche Polizei, Modell ?
Hersteller: August Schwarz
Land: Deutschland 
Gewicht: 380 g (340 g);
Wert: EUR 80,- bis 110,-
Dies ist nun Schwarz' Modell mit "seitlich schwingende" Bügeln. Es sieht dem ersten eigenen Modell von Carl Reher (siehe unten) zumindest von Vorne zum Verwechseln ähnlich. Allerdings sind die Schwarz-Schlüssel nicht zu denen von Hagge kompatibel. Wie bei zuvor gezeigtem Modell kann man auch hier die Schlösser im geöffneten Zustand austauschen. Dazu dient auch die Schraube neben dem Schlüsselloch. Viele der älteren Fesseln dieser Firma sind noch neben "Deutsche Polizei" und "D.R. Pat" mit  "August Schwarz, Berlin S.W.11" beschriftet. Das abgebildete ist jedoch ein Exemplar, bei dem der Herstellername und Produktionsort weggelassen wurde. Eine Theorie besagt, dass dies eine zu Kriegszeiten durchaus übliche "Verschleierungs-Taktik" war. Aus Tatsache, dass man auch genau diese Handschellenform findet, die statt mit "D.R. Pat" mit "Schutzmarke", wie auch die Modelle der Firma Hagge beschriftet sind, kann man erkennen, dass Carl Reher dieses Modell ursprünglich wohl noch mit den original Negativformen wieder produziert hat. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man zwei weitere interessante "Deutsche Polizei" Handschellen. Das mittlerere Exemplar ist ungewöhnlich, da hier sämtliche der üblicherweise vorkommenden Beschriftungen fehlen. Weder "Deutsche Polizei", "Schutzmarke", "D.R.Pat", "August Schwarz", "Berlin SW 11" noch "auf/zu" und die Pfeile sind auf dieser Fessel zu sehen. Stattdessen ist sie lediglich mit "EB33" sowie etlichen Einsern auf den Bügeln und auf der Rückseite beschriftet. Auch ist die Form leicht anders als bei meinen weiteren Exemplaren - ganz besonders fällt das bei den dünneren Bügeln (im Zahnbereich) auf, die wohl auch zum 40 g leichteren Gewicht beitragen. Beim unteren Exemplar wurde der Schriftzug "Deutsche Polizei - D.R. Pat." Wurde (wohl sicher nach dem Krieg) auf der einen Schelle ziemlich unkenntlich gemacht. Die anderen Schelle ist mit "Schutzmarke Deutsche Polizei" beschriftet. Eventuell hat man hier aus einer halben (Vor)Kriegs- und einer halben Nachkriegs-Handschelle eine neue zusammengebaut (also halb Schwarz und halb Reher), was durchaus nicht unüblich war, wenn mal eine Schellenseite nicht mehr funktionierte.

Großes Bild + Rückseitenansicht
Marke / Modell: Deutsche Polizei, Modell A
Hersteller: Carl Reher
Land: Deutschland 
Gewicht: 330 g 
Wert: EUR 80,- bis 110,-
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges, in dem die Berliner Fabrik von August Schwarz, welcher die "Deutsche Polizei" Handfessel ursprünglich herstellte (siehe auch oben), vollkommen zerstört wurde, übernahm Anfang der 1950er Jahre die Firma Carl Reher aus Hamburg die Produktion dieser Handschellen und zwar höchstwahrscheinlich bis in das Jahr 1977, denn ab da fertigte (und fertigt noch immer) Heinrich Hagge Gerätebau aus Bad Segeberg diese Fesseln. Auf den ersten Blick sehen die ersten "eigenen" Reher "Deutsche Polizei" Modelle der von vorne fast genau wie weiter oben gezeigte Schwarz-Handschellen aus. Die Schraube zum Austauschen des Schlosses ist ebenfalls vorhanden und die Funktionalität der Fessel ist identisch (z.B. Arretierung). Allerdings sind die Schlüssel nicht zu denen früherer Modelle kompatibel. Auch weist die Fessel auf der Rückseite (siehe großes Bild - Klick auf das kleine) Vertiefungen auf, die man bei Schwarz nicht findet und sie ist ca. 50 g leichter. Darüber hinaus sind die Fesseln nun durchweg mit "Schutzmarke Deutsche Polizei" anstelle von "Deutsche Polizei D.R. Pat." beschriftet. Bei den Reher-Modellen kann man (genau wie bei den "Deutsche Polizei" Handschellen von Schwarz) sehr gut erkennen, dass die Nieten an den Bügelgelenken sowie die Bolzen am Scharnier handgehämmert wurden.

Großes Bild + Rückseitenansicht
Marke / Modell: Deutsche Polizei, Modell B
Hersteller: Carl Reher
Land: Deutschland 
Gewicht: 330 g 
Wert: EUR 70,- bis 90,-
Modell B von Reher weist bereits nicht mehr die Möglichkeit auf, defekte Schlösser im geöffneten Schellenzustand einfach (mit Hilfe der Schraube) auszutauschen. Ansonsten sind sie von der Funktionalität identisch. Wie bei Model A kann man auch hier sehr gut erkennen, dass die Nieten an den Bügelgelenken sowie die Bolzen am Scharnier handgehämmert wurden. Dies ist bei späteren Hagge-Versionen von Modell B jedoch nicht mehr der Fall (siehe auch "Deutschland nach 1970"). Übrigens ist es nur eine Vermutung meinerseits, dass diese maschinell vernieteten Versionen erst ab 1977 und auch nur von Hagge produziert wurden.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 340 g 
Wert: EUR 200,- bis 250,-
Auch in Deutschland wurden so genannte "Darby" Handschellen (siehe auch Einleitung zu Großbritannien vor 1960") hergestellt.. Bei dieser sehr seltenen Darby ist der Drehring jedoch nicht an den Bügeln, sondern am Zylinder angebracht. Meines Wissens ist dies das einzige Modell, bei dem das so gehandhabt wurde. Die Handschellen tragen keinerlei Beschriftung, wurden aber höchstwahrscheinlich von der Firma Clemen & Jung aus Solingen (heute v.a. bekannt durch die Marke "Clejuso") hergestellt. Vergleicht man sie mit anderen Darbies dieses Fabrikanten (siehe unten) fällt die Ähnlichkeit der Drehringe sowie insbesondere der Schlüssel auf. Auch verfügen beide Exemplare sieben Schließpositionen, was für Darbies eher ungewöhnlich ist (normal sind vier bis fünf). Im Gegensatz zu englischen Hiatt Darbies weisen die flachen Zylinderdeckel dieser Darby keinerlei Y- oder V-förmige Hammerspuren auf. Es gibt auch noch eine (noch seltenere) Version dieser Fessel, bei der die Schlosszylinder aus Aluminium gefertigt sind. Der Rest besteht wie hier aus Stahl. Das Gesamtgewicht dieser Variante ist 100 Gramm leichter.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 350 g 
Wert: EUR 180,- bis 220,-
Bis auf die Verbindung der beiden Schellen, die hier klassisch an der Bügelmitte positioniert wurde, gleicht diese Darby der zuvor gezeigten. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Zylinderdeckel jeweils 16 punktförmige Hammerspuren aufweisen. Ob dieses Modell der Nachfolger des zuvor gezeigten ist, oder zeitgleich mit diesem auf den Markt kam, weiß ich leider nicht. Ich gehe aber davon aus, dass es sich nicht um ein Vorgängermodell handelt, da nachfolgende Clejuso Darbies (siehe unten) ebenfalls diesen Look aufweisen.

Großes Bild und Seitenansicht
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 350 g 
Wert: EUR 120,- bis 180,-
Diese unbeschriftete Darby wurde mit Sicherheit von Clemen & Jung hergestellt - schon allein, da mir dies von der Firma bestätigt wurde. Man erkennt an ihr aber auch Merkmale, die sich auch bei den späteren Clejuso-Handschellen mit Durchschlag wieder finden. Da haben wir zum einen den typischen Clejuso-Drehring und zum anderen die Art, wie dieser über zwei schmale Stahlbögen an den Bügeln befestigt ist. Die Darby verfügt über sieben Schließpositionen. Die flachen Zylinderdeckel dieser Darby weisen auf jeder Seite acht punktförmige Hammerspuren auf. Wahrscheinlich wurde dieses Modell in den 1950er Jahren fabriziert. Clemen & Jung entwickelten zwar bereits im und vor dem 2. Weltkrieg Handschellen mit Durchschlag fertigten aber dennoch weiterhin Darby-Modelle, die hauptsächlich für den Export bestimmt waren. 

Großes Bild + weiteres Exemplar
Marke / Modell: Triumpf ? 
Hersteller: Clemen & Jung ?
Land: Deutschland 
Gewicht: 290 g (300 g)
Wert: EUR 110,- bis 150,-
Bei dieser Fessel bin ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um das Modell "Triumpf" von Clemen & Jung  handelt. Es hat auf alle Fälle starke Ähnlichkeit mit einer alten Werbung für dieses Produkt (siehe auch "Weiteres - alte Dokumente"). Im Gegensatz zu zuvor gezeigten Clemen & Jung Darbies hat dieses Modell nur fünf statt sieben Schließpositionen und einen asymmetrischen Drehring. Die flachen Zylinderdeckel weisen keinerlei Hammerspuren auf. Es gibt auch noch eine Variante mit größeren Schellen. Auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) sieht man darüber hinaus noch ein recht seltsames Exemplar dieser Handschellen. Dieses wurde aus zwei unterschiedlich großen Schellen zusammengesetzt wurde. Somit benötigt es auch für jede der beiden Schlösser einen verschieden langen Schraubschlüssel. Ich nehme an, dass diese Besonderheit nicht ab Werk produziert wurde, sondern dass irgendwann aus zwei teils defekten unterschiedlichen Darbies dieser funktionstüchtige "Zwitter" zusammengebaut wurde. Die Reparatur wurde allerdings sehr professionell durchgeführt, da an den Kettengliedern keine Schweißstellen zu sehen sind. 

Großes Bild
Marke / Modell: Clejuso 12 D (D.R.P.)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 300 g 
Wert: EUR 80,- bis 120,-
Leider bin ich mir nicht sicher, ob es sich hierbei wirklich um Modell 12D handelt, oder ob diese sehr alte Clejuso Handschelle mit Durchschlag eine andere Bezeichnung hatte. Auf alle Fälle ist es eine frühe Version der 12D (siehe unten), welche ebenfalls bereits zwei Schlossfallen aufweist. Neben "Clejuso" ist sie noch mit  "D.R.P.a." für "Deutsches Reichs Patent" beschriftet (das "a" steht evtl. für "angefordert"). Ansonsten ist sie etwas schmaler, als spätere Versionen, weswegen sie im Schlossbereich auch auf Vorder- und Rückseite erhaben ist. Der abgebildete Schlüssel gehört zwar zu einer neueren Version, passt aber auch hier, sofern man ihn nicht ganz ins Schloss steckt, sondern ca. 1 mm vor Anschlag stoppt. Gemäß Clemen & Jung wurde dieses Modell seit 1947 hergestellt. Da die Bezeichnung "D.R.P." bis Anfang der 1950er Jahre verwendet wurde, kann man somit das Alter der Fessel ziemlich genau festlegen.

Großes Bild + weiteres Exemplar + Schlossfallen
Marke / Modell: Clejuso 12 D (leicht, nicht arretierbar)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 300 g 
Wert: EUR 35,- bis 45,-
Solche Handschellen waren in den 1950er bis 1970er Jahren Standard bei der Deutschen Polizei. Man kann sie z.B. in manch altem Edgar Wallace Krimi sehen. Es wurden unterschiedliche Varianten dieses Modells hergestellt. Ältere Versionen, wie diese, sind nicht arretierbar, verfügen dafür jedoch über zwei Schlossfallen und einen Schlüssel mit doppeltem Bart. Die im großen Bild Mitte gezeigten Variante ist ebenfalls nicht arretierbar. Bei der im großen Bild (Klick auf das kleine) unten gezeigten Version ist der Drehring zentral angebracht. Wahrscheinlich wurde dieser nachträglich versetzt. Evtl. wurde diese Modifikation von der Polizei in Frankfurt am Main durchgeführt, da man dort solche Varianten häufiger finden kann. Auf alle Fälle hat das den Vorteil, dass man nun gut so die Schellen anlegen kann, dass bei beiden Seiten das Schlüsselloch nach vorne zeigt. Beide Varianten sind mit "Clejuso" beschriftet. In die auf dem kleinen Bild (und großes Bild oben) wurde außerdem "M153" eingestanzt, was wahrscheinlich ein Hinweis auf die Dienststelle ist.

Großes Bild +m Schlossfallen
Marke / Modell: Clejuso 12 D (leicht, arretierbar)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 300 g 
Wert: EUR 30,- bis 40,-
Spätere Versionen von Clejuso 12D sehen optisch zwar noch identisch zu ihren oben gezeigten Vorgängern aus, haben jedoch nur noch eine Schlossfalle und sind arretierbar. Allerdings hat man sich hierfür eine relativ unsichere Methode ausgedacht - man muss den Schlüssel nämlich einmal komplett im Schloss drehen, damit die Arretierung greift. Bei dieser Drehung wird zuvor die Position erreicht, bei der sich die Bügel öffnen lassen. Polizisten mussten früher also ziemlich acht geben, falls derjenige, dem die Handschellen angelegt wurden, sich nicht kooperativ verhielt und Widerstand leistete. Mein Exemplar ist neben "Clejuso" noch mit "ByP" beschriftet, was wohl für "Bayrische Polizei" steht.

Großes Bild + Schlossfallen
Marke / Modell: Clejuso 12 D (schwer, D.R.P.)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 600 g
Wert: EUR 100,- bis 140,-
Hier hat man - um es mal ganz einfach auszudrücken - zwei der zuvor gezeigten, leichten alten Clejuso Handschellen zusammen montiert. Das
Ergebnis ist ein sehr solides Sicherheitsmodell, das ebenfalls in verschiedenen Versionen vorliegt. Diese ist die älteste und seltenste. Sie stammt aus der Zeit zwischen 1947 und Anfang der 1950er Jahre (siehe auch leichte "D.R.P. Version weiter oben). Neben einer minimal anderen Form fällt insbesondere auf, dass sie über ganze vier Schlossfallen verfügt (siehe auch großes Bild - Klick auf das kleine). Dafür ist sie nicht arretierbar. Die Schlüssel der ältesten Version sind übrigens keine Originale. Auch passen Schlüssel der jüngeren Versionen (siehe unten) nicht zu dieser. Daraus schließe ich, dass sich in der Alten eine Trennplatte zwischen zwei Schlossfallenpaaren befindet. Die Fessel ist mit "Clejuso" beschriftet und darüber hinaus mit "D.R.P.a." für "Deutsches Reichs Patent" markiert. 

Großes Bild + Schlossfallen
Marke / Modell: Clejuso 12 D (schwer, nicht arretierbar)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 600 g)
Wert: EUR 70,- bis 110,-
Das ist die nächste Version von oben gezeigten schweren Clejuso 12D. Sie ist ebenfalls nicht arrtierbar, hat aber nur noch drei Schlossfallen (siehe auch großes Bild - Klick auf das kleine). Neben der Marke "Clejuso" ist in dieses Exemplar noch individuell die Nummer "67" gestanzt.

Großes Bild + Schlossfallen
Marke / Modell: Clejuso 12 D (schwer, arretierbar)
Hersteller: Clemen & Jung
Land: Deutschland 
Gewicht: 600 g
Wert: EUR 60,- bis 90,-
Analog zum weiter oben gezeigten leichten Modell, verfügt die jüngste Version der schweren 12 D (großes Bild unten) über eine Arretierungsmöglichkeit. Auch hier muss man dabei den Schlüssel einmal komplett in Aufsperr-Richtung drehen. Sie hat jedoch nur noch zwei Schlossfallen. In mein Exemplar ist "H193" und "451" eingestanzt, was wohl alles Hinweise auf Behörden oder Beamte sind.

Großes Bild
Marke / Modell: ?
Hersteller: Clemen & Jung ?
Land: Deutschland 
Gewicht: 150 g (ohne Schloss)
Wert: EUR 40,- bis 60,- (mit Leicher Schloss)
Bei dieser Fesselkette bin ich mir nicht 100%ig sicher, ob sie wirklich von Clemen & Jung stammt, jedoch hat diese Firma zumindest ähnliche Modelle rausgebracht. Indem man das Ende der Kette mit den dickeren Kettengliedern durch den breiten Mittelring führt erhält man eine Schlaufe, die man um die eine Hand des Abzuführenden schlingt. Anschließend werden die beiden Enden der Kette eng um das andere Handgelenk gelegt und dort mit einem Vorhängeschloss gesichert. Die Kette ist ca 66 cm lang. Das Vorhängeschloss, mit dem interessanten Steckshlüssel, stammt von der Münchner Firma "Franz Leicher" und wird häufig zusammen mit dieser Art von Fesselketten vorgefunden, so dass auch nicht gänzlich auszuschließen ist, dass die gesamte Kette von Leicher produziert wurde. In die beiden dicken Ringe ist übrigens "PR" eingestanzt, was auch ein Hinweis auf den Hersteller sein könnte

Großes Bild mit mehr Details
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Horst Stein 
Land: Deutschland
Gewicht: 640 g 
Wert: EUR 600,- bis 1.000,-
Es wird weithin angenommen, dass die Firma "Horst Stein" aus München in den 1920er oder 1930er Jahren begonnen hat, Hand- und Fußfesseln zu produzieren. Diese erste Phase endete mit dem 2. Weltkrieg. In den 1950er Jahren startete "Horst Stein" dann erneut mit der berühmten "Moabit" Serie (siehe unten). Die hier gezeigte Handfessel stammt jedoch noch aus der ersten Phase. Sie ist mit "D.R.P.a." auf der einen und "D.R.G.M.a." auf der anderen Seite beschriftet. Ersteres steht für "Deutsches Reichs Patent", letzteres für "Deutsches Reichs Gebrauchsmuster", das "a." bedeutet wahrscheinlich "angefordert". Darüber hinaus ist die Handschelle noch mit "C" und der Nummer 0130 versehen, was jedoch auch für "Januar 1930" als Produktionsdatum stehen könnte, da eine solche Nummerierung zumindest bei späteren Horst-Stein-Fesseln vorgenommen wurde. Die Fessel selbst ist recht ungewöhnlich. Die Bügel sind normalerweise beide mit einem dicken Schrumpfschlauch überzogen. Darunter befindet sich eine Art doppelte Miniatur-Fahrradkette. Mithilfe zweier beweglicher Platten am Schlosskörper kann man den maximalen Umfang der Fessel erweitern oder verkleinern und sogar die Seiten unterschiedlich groß einstellen. Jeder Bügel verfügt darüber hinaus über drei Schließpositionen. Somit kann man den Schellenumfang um bis zu ca. 3 cm variieren, was natürlich nicht sonderlich viel ist. Es gibt noch eine Variante dieser Handschelle, welche an beiden Bügeln je einen kantigen Einsatz aufweist, der das Rausziehen schmaler Hände besser verhindern soll. Auf dem großen Bild kann man die verschiedenen Schließeinstellungen sehen und darüber hinaus auch, wie ein Bügel unter der Ummantellung aussieht. Die rechte (schwarze) Schellenummantellung ist übrigens original, die linke (dunkelgraue) ist ersetzt, da hier der ursprüngliche Schlauch bereits abhanden gekommen war. An dieser Stelle möchte ich mich bei einigen Helfern bedanken, die mich bei der Restauration dieser historischen Fessel unterstützt haben: zum einen bei der Firma ABUS, die mir zwei Schläuche, welche zur Fahhradschloßummantellung verwendet werden, kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Leider waren diese Schläuche hier nicht zu gebrauchen, da sie sich als nicht schrumpfbar erwiesen haben und somit nicht fest um den Bügel gespannt werden konnten. Daher gilt mein zweiter Dank www.schrumpfschlauch24.de, die mich sorgfältig und kompetent berieten und sich auch nicht zu gut waren, mir lediglich kleine Stücke Schrumpfschlauch zuzusenden. Und das ist nicht selbstverständlich, da es drei andere Online-Schrumpfschlauch-Anbieter nicht einmal für nötig empfunden haben, mir auf meine erste Anfrage zu antworten. Zu guter letzt Dank auch an meinen Arbeitskollegen Roger, der mir einen Heißluftfön (bis 600 Grad Celsius) zur Verfügung stellte, mit dem ich den Schrumpfschlauch in drei Schichten optimal auf dem Bügeln anbringen konnte, bis Dicke und Biegeverhalten in etwa dem Original entsprachen.

Großes Bild
Marke / Modell: Moabit 615 
Hersteller: Horst Stein 
Land: Deutschland
Gewicht: 600 g 
Wert: EUR 300,- bis 350,-
Die Moabit Handschellen-Serie, welche vom Münchner Horst Stein, fabriziert wurde, besteht aus ungewöhnlichen, schweren und recht klobigen Modellen. Meine 615 sind komplett aus Stahl gefertigt. Dieser wurde auch vernickelt, wobei bei meinem Exemplar von der Beschichtung nicht mehr viel vorhanden ist. Das Modell verfügt über ein ungewöhnliches Gelenk. Eine Person, der man diese Fesseln angelegt hat, kann die Handgelenke nicht wie bei üblichen Scharnierhandschellen einen geringen Spielraum vor und zurück bewegen, sondern rauf und runter. Übrigens kann man die Handschellen sicher arretieren, indem man den Vierkantschlüssel eine 45 Grad entgegen der Aufsperrrichtung dreht und dann aus dem Schloss zieht. Die Handschellen sind mit u.a. "T52" beschriftete, was für die Ganz-Stahl-Version steht. Es gibt auch noch eine "light" Variante, die mit "T52LW" beschriftete ist und teilweise aus Aluminium besteht. Des Weiteren ist mein Exemplar noch mit "357" beschriftet, woraus sich Herstellungsmonat und Jahr herleiten lassen - nämlich März, 1957.

Großes Bild
Marke / Modell: Moabit 616 
Hersteller: Horst Stein
Land: Deutschland 
Gewicht: 540 g 
Wert: EUR 240,- bis 280,-
Diese Handschellen entsprechen den zuvor gezeigten 615, verfügen jedoch über einen Drehring anstelle des Gelenks. Auch besteht hier das Schlossgehäuse teilweise aus Aluminium und ist somit mit "T52LW" beschriftet. Es gibt auch eine Ganz-Stahl-Version, die mit "T52" beschriftet ist. Leider trägt mein Exemplar keine Nummer, aus der man ihr Alter erkennen könnte, jedoch deutet die exaktere Verarbeitung darauf hin, dass es neueren Datums als mein anderes Modell (siehe oben) ist. Die hier eingestanzten Nummern "281" sowie "H101" dürften für die Dienststelle (Polizei, Gefängnis etc.), wo sie eingesetzt wurden, stehen. Horst Stein hat Handschellen übrigens nur in geringen Stückzahlen produziert, weswegen sie heute begehrte und teuere Sammlerstücke darstellen.

Großes Bild
Marke/ Modell: ? 
Hersteller: JGA 
Land: Deutschland (oder Japan oder USA ?) 
Gewicht: 340 g 
Wert: EUR 90,- bis 110,-
Über diese nicht arretierbaren Handschellen ist nur sehr wenig bekannt. Auch sind sich die Sammler nicht sicher, ob es bei JGA um einen deutschen oder einen japanischen Hersteller handelt, da es sowohl Versionen gibt, auf denen "JGA Germany" steht (wie die meinen), als auch solche, die mit "JGA Japan" beschriftet sind. Es ist allerdings auch gut möglich, dass es sich um Modelle der US-Firma "Darley" aus Chicago handelt, die unter dem Namen "JGA" für den Export produziert wurden. Darley Handschellen sind nämlich praktisch baugleich zu JGA. Auch weiß man nicht genau, aus welcher Zeit sie stammen – geschätzt wird 1930er bis 1950er Jahre. Der Schlüssel ist nicht hohl, sondern massiv und am Ende dünner, da auf der dem Schlüsselloch abgewandten Seite der Schelle ein Loch ist, in das jene Schlüsselspitze dann eingeführt wird. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen u.a. zu alten spanischen "Star - Chief of Police" (siehe "Spanien") oder auch zu polnischen Handschellen aus der Zeit um 1980 (siehe "Rest von Europa").

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Kayser 
Land: Deutschland 
Gewicht: 320 g 
Wert: EUR 110,- bis 150,-
Hier haben wir z.B. ein gänzlich unbeschriftetes Modell der Firma "Kayser". Im Gegensatz zu den meisten englischen Darbies, weisen die Bügel lediglich vier statt fünf Schließpositionen auf. Auch sind die extrem abgerundeten Bügelenden einzigartig. Die flachen Zylinderdeckel sind, wie bei den britischen "Verwandten", mit V-förmige Hammerspuren versehen.

Großes Bild
Marke / Modell: Nr. 5 Version 1
Hersteller: Kayser 
Land: Deutschland 
Gewicht: 290 g 
Wert: EUR 250,- bis 350,-
Kaysers Nr. 5 ist weltweit besser bekannt unter dem Namen "Hamburger 8". Das Design dieser Fessel ist zwar einfach, aber dennoch genial und einzigartig. Im Zusammengefalteten Zustand kann man die Bügel immer öffnen. Wurde die Handschelle jedoch angelegt, ist dies nur noch möglich, wenn man den Schlüssel in einen Schlitz einführt und mit ihm eine Sperrklinke zurückschiebt. Übrigens ist es für den Träger selbst mit Originalschlüssel nur schwer möglich, sie wieder zu öffnen, da der Schlitz mit gefesselten Händen kaum zu erreichen ist. Vermutlich wurde diese Handfessel von den 1930er bis Anfang der 1960er Jahre gebaut und eingesetzt. Dieses Exemplar ist mit "Germany" markiert und wurde in USA gekauft, woraus ich schließe, dass es ursprünglich für den Export hergestellt wurde. Bei Entfesslungskünstlern war dieses Modell übrigens besonders beliebt, da man durch Fräsen bzw. Feilen eines zusätzlichen Schlitzes, die Fessel so manipulieren konnte, dass die Bügel nicht nur im 0 Grad Winkel, sondern z.B. auch im 120 Grad Winkel aufgehen und man sich somit auch ohne Schlüssel befreien konnte, wenn man nur die Unterarme entsprechend angewinkelt hat. Daher sollte sich der Sammler beim Kauf einer "Hamburger 8" immer vergewissern, dass das Exemplar nicht verändert wurde.

Großes Bild
Marke / Modell: Nr. 5 Version 2
Hersteller: Kayser 
Land: Deutschland 
Gewicht: 310 g
Wert: EUR 250,- bis 350,-
Version 2 der Hamburger 8 verwendet nun keinen geraden Schlüssel mehr, sondern einen, der U-förmig gebogen ist. Es ist noch eine weitere extrem seltene Variante bekannt, die einen noch röhrenförmigeren Schlüssel verwendet, welcher nicht nur ins Schloss gesteckt, sondern auch gedreht werden muss, um die Fessel zu öffnen, was eine Verbesserung der Sicherheit darstellt. Mein Exemplar ist gänzlich unmarkiert, weist jedoch auf dem Schlüssel das charakteristische Ankersymbol auf.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: K & D ?
Land: Deutschland ? 
Gewicht: 210 g 
Wert: EUR 70,- bis 100,-
Auf den ersten Blick könnte man diese Handschellen für französische "La Massenotte" (siehe "Frankreich") halten (der abgebildete Schlüssel gehört auch zu solchen), jedoch ist die Form der Schellen ein klein wenig anders und die mittlere der beiden Schichten besteht nicht aus Aluminium (wie bei den "La Massenotte"), sondern aus Stahl. Außerdem sind sie mit den Buchstaben "K&D" sowie einer Art Messschieber dazwischen markiert. Da dieses Modell vorwiegend in Deutschland vorgefunden wird, gehe ich davon aus, dass die Handschellen auch dort gefertigt wurden, wahrscheinlich in den 1950er oder 1960er Jahren.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Otto Schlüter ?
Land: Deutschland 
Gewicht: 520 g 
Wert: EUR 150,- bis 200,-
Auf den ersten Blick sehen diese Handschellen, die auch als "Deutsche Gefängnis Handschellen" oder manchmal als "Gestapo Handschellen" bezeichnet werden, wie Modell "Deutsche Polizei" (siehe weiter oben) aus. Die Handschellen sind ein paar cm länger als die "Deutsche Polizei",  dafür sind jedoch die Öffnungen ein wenig kleiner, und das Scharnier besteht nur aus einem großen anstelle mehrerer kleiner Teile. Das Schlüsselloch hat zwei Öffnungen für den Schlüsselbart. Zur Arretierung wird der Schlüssel in das senkrechte Loch (zwei Punkte) gesteckt, dann 45 Grad gedreht und aus dem waagrechten (ein Punkt) wieder entnommen. Generell ist der Schließmechanismus ähnlich dem alter US Mattatuck Handschellen (siehe "USA vor 1950"). Leider ist nicht bekannt,  wer dieses gänzlich unbeschriftete Modell hergestellt hat. Es ist jedoch gut möglich, dass "Otto Schlüter" aus Berlin der Hersteller ist, da diese Firma ein sehr ähnliches Modell fabrizierte. Andere Sammler vermuten, dass es sich hierbei um das erste Modell der Firma "Schwarz" aus Berlin handeln könnte. Auf alle Fälle ist es heute wesentlich seltener als die vergleichbaren "Deutsche Polizei" Handschellen.

Großes Bild + Seitenansicht
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Stotz
Land: Deutschland 
Gewicht: 340 g 
Wert: EUR 500,- bis 600,-
Stotz Handschellen weisen Ähnlichkeiten mit klassischen Darby-Handschellen auf (siehe oben). Hier ist der Schlosszylinder jedoch mehr oder weniger separat angebracht als in die Schelle integriert, wie es bei Darbies der Fall ist. Die Funktionsweise ist jedoch die gleiche. Ein Bolzen wird von einer Feder in (Schließ)position gehalten und kann mithilfe eines Schlüssels mit Innengewinde zurückgezogen werden, so dass er nicht mehr in die Schließmulden am Bügel greift. Der Schlüssel wird bei Stotz-Handschellen zum Öffnen linksrum gedreht. Von den zuvor genannten Mulden gibt es übrigens sechs an jedem Bügel, was eine variable instellung der Schellengröße ermöglicht. Eine Arretierung ist jedoch nicht möglich. Bei "echten" Stotz Handschellen, die von der Firma "Stotz" aus Stuttgart hergestellt wurden, sind diese Mulden übrigens vollkommen rechteckig (siehe auch großes Bild - Klick auf das kleine). Dieses Modell wurde von Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis irgendwann zwischen den beiden Weltkriegen hergestellt. Mein Exemplar ist bis auf die Nummer "9" gänzlich unbeschriftet, ich habe allerdings auch schon Fesseln gesehen, die am Zylinder mit "A. Stotz" markiert waren.

Großes Bild + Seitenansicht
Marke / Modell: ? 
Hersteller: Stotz oder Mühlenfeld ? 
Land: Deutschland 
Gewicht: 380 g 
Wert: EUR 600,- bis 700,-
Obwohl sie auf den ersten Blick so aussehen, sind das nicht die gleichen Handschellen wie zuvor gezeigte Stotz. Sie wurden wahrscheinlich nicht von der Firma "Stotz, Stuttgart" selbst, sondern von "Mühlenfeld" aus Barmen/Wuppertal hergestellt wurde. Die "Mühlenfeld" Stotz unterscheidet sich vom "Original" u.a. durch die etwas breitere, schwerere und leicht kantigere Bauweise, sowie durch das Bügelgelenk und die Form der sechs Bügelmulden. Hier sind sie auf einer Seite eckig und auf der anderen halbrund - ähnlich einer Pistolenpatrone (siehe großes Bild - Klick auf das kleine). Der Schlüssel wird ebenfalls zum Öffnen linksrum gedreht, ist jedoch zur zuvor gezeigten Stotz nicht kompatibel. Mein Exemplar ist mit einem springenden Pferd markiert, welches man auch relativ häufig auf "Heid & Roth" Vorführzangen vorfindet. Dies ist das Wappen der Stadt Stuttgart und bedeutet, dass die Handschellen im Besitz der Stuttgarter Stadt-Polizei, die Anfang der 1970er Jahre aufgelöst wurde, waren. Übrigens gibt es auch noch moderne Stotz-Reproduktionen, die von Meisterschmied Ian McColl aus Australien angefertigt werden. Bei diesen Nachbauten zeigt jedoch die abgerundete Muldenseite in die entgegengesetzte Richtung (also nicht zur Bügelspitze, wie bei diesen "alten Nachbauten").

Großes Bild + weiteres Exemplar
Marke / Modell: "Polizei Baden-Württemberg"
Hersteller: ?
Land: Deutschland (oder Frankreich ?) 
Gewicht: 250 g 
Wert: EUR 50,- bis 70,-
Solche Handschellen wurden in Süddeutschland kurz nach dem Krieg eingesetzt. Es ist aber gut möglich, dass der Hersteller aus Frankreich stammt, obwohl die Handschellen mit "Polizei" beschriftet sind. Die französische Firma "Rivolier" stellte nämlich nahezu identische Fesseln her (siehe "Frankreich"). Die beiden äußeren Schichten bestehen aus Aluminium, die mittlere Schicht und die Bügel sind aus Stahl. Besonders auffällig sind das Loch unterhalb des Schlüssellochs sowie die fünf Löcher in den Bügeln  Diese sind gedacht, um die Handschellen durch Vorhängeschlösser zusätzlich zu sichern und zu arretieren. Bei den französischen Rivolier-Modellen sind nur vier Löcher im Bügel. Auch sind die Schellen ein wenig kleiner und natürlich sind sie anders beschriftet. Es gibt zwei Versionen dieses deutschen Polizei-Handschellen. Die etwas seltenere hat vernickelte Bügel, während die andere geschwärzte hat (siehe auch großes Bild - Klick auf das kleine).

Großes Bild (geöffneter Zustand)
Marke / Modell: ? 
Hersteller: ? 
Land: Deutschland ? 
Gewicht: 1.250 g 
Wert: ?
Lange Zeit wurde dieses extrem seltene Modell als "Russische Gefängnis-Handschellen" bezeichnet, da das erste bekannte Exemplar aus Russland stammt. Mittlerweile geht die Fachwelt jedoch davon aus, dass dies deutsche Handschellen aus der Zeit vor 1945 sind. Das Modell war wohl eindeutig das Vorbild für die berühmten alten DDR-Vopo-Handschellen ohne Durchschlag. Es schwingt ebenfalls nicht durch und ist auch äußerlich dem DDR-Alu-Modell recht ähnlich. Vor allem jedoch verfügen sie über einen identischen Schließ- und Arretierungsmechanismus. Im Schloss befinden sich zwei Zahnreihen, von denen eine im nicht arretierten Modus (Englisch: "single lock") gänzlich zurückgezogen ist. Dreht man nun den Schlüssel um 45 Grad in Richtung Schelle, springt die zweite Zahnreihe hervor und die Fessel ist arretiert. Wird der Schlüssel um ca. 270 Grad gedreht, ziehen sich beide Zahnreihen zurück und geben den Bügel frei. Eine volle Drehung des Schlüssels wiederum bewirkt eine Rückkehr in den nicht arretierten Ausgangsmodus mit einer aktiven Zahnreihe. Außer mir, kenne ich nur noch drei weitere Sammler, die im Besitz solcher Fesseln sind, daher kann ich leider auch über ihren Wert keine verbindliche Aussage machen – nur soviel: mir wurden schon Fesseln im Gesamtwert von ca. EUR 1.500 zum Tausch gegen dieses eine Stück geboten. In der Rubrik "Sonstige Fesseln" sieht man noch eine Kombination solcher Handschellen mit adäquaten Fußeisen.

Großes Bild (geöffneter Zustand)
Marke / Modell: ? 
Hersteller: ? 
Land: Deutschland ? 
Gewicht: 580 g 
Wert: EUR 600,- bis 800,-
Diese höchst ungewöhnliche Fessel wird wegen ihrer Form häufig als "Dollar Zeichen Handschelle" bezeichnet. Ihr wirklicher Modellname ist leider unbekannt, genau wie ihr Hersteller oder ihr Ursprungsland. Es wird jedoch vermutet, dass sie aus Deutschland stammt, wobei aber auch Österreich manchmal als Herkunftsland genannt wird. Die "Dollar-Fessel" trägt keinerlei Beschriftungen, was bei deutschen Handschellen von vor 1950 leider häufig der Fall ist. Zeitlich dürfte die Handschelle so um 1900 bis 1920 anzusiedeln sein. Die Handschelle ist geschwärzt, wobei bei meinem Exemplar obendrein noch Reste einer wahrscheinlich dunkelbraunen Schutzbeschichtung auszumachen sind. Es gibt übrigens mindestens zwei Versionen, die sich v.a. durch das Schloss unterscheiden (siehe auch unten). Das hier gezeigte Exemplar, welches zur etwas selteneren Variante gehört, benötigt einen zweigeteilten, flachen Schlüssel, wie man ihn z.B. auch des Öfteren für Kofferschlösser verwendet. Sammlerkollege Björn N. hat mir einen hervorragend passenden Ersatzschlüssel hergestellt – an dieser Stelle möchte ich mich noch einmal recht herzlich bei ihm dafür bedanken. Dreht man diesen Schlüssel im Schloss, bewegt sich der kleine Hebel oben am Schlosskasten nach rechts. Nun kann man die Fessel öffnen, indem man am Schlosskasten zieht und somit den Greifzapfen so weit entfernt, dass man den Bügel aufziehen kann. Ganz rechts gibt es noch ein kleines Teil, dass man – sobald man den Schlosskasten weggezogen hat - verschieben kann, damit die Fessel in einer andauernd geöffneten Position verharrt (siehe auch großes Bild). Schiebt man den Hebel am Schlosskasten wieder nach rechts, kann man die Fessel nicht mehr aufziehen und sie ist wieder einsatzbereit. Evtl. ist das aber nur ein zufälliger Effekt und dieser "Anhang" wurde vielmehr verwendet, um die Fessel mit einer Führungskette, einer Bauchkette oder mit Fußfesseln zu verbinden oder um mehrere Gefangene zu Transportzwecken aneinander zu Ketten.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: ? 
Land: Deutschland ? 
Gewicht: 550 g 
Wert: EUR 550,- bis 750,-
Diese weitere Version von zuvor gezeigter "Dollar-Handschelle" hat einen dünneren Schlosskasten und verwendet statt des flachen Vollschlüssels einen Hohlschlüssel. Der abgebildete ist nur ein Nachbau - ein Original-Schlüssel hat normalerweise auf einer Seite einen doppelten Bart, wobei der zusätzliche Bartzapfen jedoch nicht benötigt wird, was ich auch anhand eines weiteren Exemplars dieser Fesselvariante verifiziert habe. Ansonsten sind beide Versionen identisch. Bei meinem Exemplar, wie auch bei zwei weiteren, die ich gesehen habe, fehlt die hervorstehende Mittelniete. Ich denke jedoch, dass diese nicht verloren ging, sondern evtl. gar nicht mehr erst montiert wurde, da sie für die Funktionalität nicht benötigt wird. Noch ein paar Anmerkungen zum leider nicht gesicherten Ursprung dieser Fesseln: gemäß der Aussage eines ehemaligen Luftwaffe-Piloten wurden "Dollar-Handschellen" in Deutschen Gefangenenlagern während des 2. Weltkriegs produziert. Ein italienischer Militaria-Händler erzählte mir wiederum, dass ein paar Exemplare (unter anderem das hier gezeigte) in Piemont (Norditalien) in einer Hütte am Ufer des Flusses Ticino  gefunden wurden, wo sie von der österreichisch-ungarischen Armee, die dort erfolglos gegen die Piemonter Truppen kämpfte, zurückgelassen wurden. Das würde eher für einen österreichischen Ursprung und die Zeit des 1. Weltkriegs sprechen. Nachdem aber auch von einem Deutschen Polizeikammerverwalter ausgesagt wurde, dass diese Fesseln aus Deutschland und Anfang des 20. Jahrhunderts stammen, würde ich nun auch nicht ausschließen, dass sie evtl. sowohl in Deutschland wie auch in Österreich und obendrein über einen längeren Zeitraum gefertigt wurden.

Großes Bild
Marke / Modell: ? 
Hersteller: ?
Land: Deutschland 
Gewicht: 300 g 
Wert: EUR 110,- bis 150,-
Eine interessante Darby-Handschelle unbekannten Ursprungs. Sicher ist, dass sie aus Deutschland stammt, da sie mit "Made in Germany" beschriftet ist. Sie war wohl für den Export bestimmt, da Waren für die Ausfuhr durch den "Merchandise Marks Act "von 1887 mit dem Herkunftsland versehen werden mussten. Die Tatsache, dass ich sie von einem Argentinier erwarb, bekräftigt diese Theorie. Ansonsten weist die einstmals Nickel-beschichtete Fessel keinerlei Beschriftungen auf. Der Drehring unterscheidet sich von alten Clejuso-Fesseln. Auch hat sie lediglich vier Schließpositionen, wie auch Darbies der Firma Kayser (siehe weiter oben). Allerdings sind die Bügelenden nicht abgerundet und am Zylinderdeckel befinden sich keinerlei Hammerspuren, was beides gegen Kayser als Hersteller spricht. Auch unterscheidet sich der Schlüssel – trotz Ähnlichkeiten – von all meinen anderen deutschen Darby-Schlüsseln.

Großes Bild und 2. Exemplar
Modell: DDR-Polizei (erstes Modell)
Hersteller: ?
Land: Deutschland (DDR)
Gewicht: 580 g (570 g)
Wert: EUR 65,- bis 85,-
Dies ist wohl das älteste Modell von in der ehemaligen DDR hergestellten Handschellen. Die Bügel können nicht durchschwingen – das heißt,  man muss die Schellen aufsperren, bevor man sie dem Delinquenten anlegen kann. Obwohl man diese Bügel eh nur bis zu einem bestimmten Punkt zudrücken kann, lassen sich die Schellen dennoch (genau wie bei den späteren Modellen) arretieren. Dieses Handschellen werden oftmals auch "Hochsicherheitsmodell" genannt, was aber nicht wirklich nachvollziehbar ist  Es gibt zwei unterschiedliche "Versionen"  Dieses Typs. Die auf dem kleinen Bild sowie auf dem großen (Klick auf das Kleine) oben gezeigte Variante ist glänzender, hat eckige Schlüssellöcher ist am Gelenk gekennzeichnet (beim gezeigten Exemplar auf der einen Seite "1002" und auf der anderen ein Dreieck in einem Kreis eingestanzt). Variante zwei, welche im großen Bild unten zu sehen ist, hat eine mattere Oberfläche, abgerundete Schlüssellöcher und ist nicht gekennzeichnet. Auch unterscheiden sich beide Versionen in der Breite des Verbindungsgelenks, der Dicke der Schlüsselführungsstäbe im Schloss sowie der Form der Bügel.

Großes Bild
Modell: DDR-Polizei (zweites Modell)
Hersteller: ?
Land: Deutschland (DDR)
Gewicht: 370 g
Wert: EUR 100,- bis 120,-
Manche Sammler oder Verkäufer behaupten, dass dies das älteste DDR-Handschellen-Modell sei. Ich bin allerdings anderer Meinung, da dies Handschellen mit Durchschlag sind und dem letzten Modell (siehe "Deutschland ab 1970") ähnlicher sehen, als das Modell ohne Durchschlag - sie stellen sozusagen das "Bindeglied" zwischen diesen beiden Versionen dar. Wesentliche Unterschiede zum letzten Modell sind die glatte, glänzende Oberfläche, ein schmälerer Schlüssel, das schlankere Gelenk sowie die ovalere Form der Schellen. Übrigens ist dieses Modell die mit Abstand seltenste DDR-Handschellen Version - sie ist etwa genauso rar wie die Vopo Kabel-Fußschellen (siehe "Fußeisen").


Home | Sammlung | Sonstiges | E-Mail | Gästebuch | Links