Handschellen aus Großbritannien vor 1960


Handschellen aus GB vor 1960 - das ist praktisch gleichbedeutend mit Plug 8 (wird später im bei den entsprechenden Fesseln erklärt), Irish 8 und Darby. Eine Darby-Handschelle (sowie auch die "artverwandte" Irish 8) hat einen Zylinder, in dem sich ein Bolzen mit Schraubgewinde und eine Feder befinden. Dieser Bolzen wird mit einem passenden Schlüssel eher aufgeschraubt als aufgesperrt - wer wissen möchte, wie das genaufunktioniert, sollte mal dem Link zu den "gläsernen Handschellen" folgen. Übrigens ist nicht gänzlich sicher, woher der Name "Darby" kommt. Manche führen ihn auf eine gleichnamige Stadt zurück, andere auf ein Slangwort für den Buchstaben D, an den die Form der Schellen erinnert. Ca. 90% der britischen Handschellen aus dieser Zeit wurden von der Firma Hiatt aus Birminham hergestellt. Aber es gibt auch weitere Produzenten, deren Fesseln sich oft erst auf den 2. oder 3. Blick von Hiatt-Produkten unterscheiden.
Wenn sich beim kleinen Bild ein "+" in der rechten oberen Ecke befindet, bedeutet dies, dass das große Bild (Klick auf das kleine) nicht lediglich eine Vergrößerung darstellt, sondern zusätzliche Informationen enthält. Beispielsweise können dies dann ein oder mehr ähnliche Modelle sein - hier gelten dann Klammerangaben bei "Wert" und/oder "Gewicht" für diese (von oben nach unten und links nach rechts).

 

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Modell: ? 
Hersteller: Dowler 
Land: Großbritannien
Gewicht: 280 g 
Wert: EUR 110,- bis 140,- 
Handschellen sowie Abführzangen von Dowler sehen denen von Hiatt (siehe weiter unten) so sehr ähnlich, dass man sie fast nur durch die Beschriftung unterscheiden kann. Manche Sammler sind auch der Meinung, dass die Handschellen sogar von Hiatt gefertigt und lediglich von Dowler im eigenen  Namen vertrieben wurden. Das ist jedoch nicht richtig, da Dowler über eigene Produktionsstätten verfügte. Das hier abgebildete Exemplar ist neben "W.Dowler" in bester Hiatt-Manier noch mit "Best" und "Warrented Wrought" beschriftet.

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Modell: Superintendent
Hersteller: Dowler 
Land: Großbritannien
Gewicht: 250 g 
Wert: EUR 120,- bis 150,- 
Derartige Superintendent-Darbies wurden nicht nur von Hiatt, sondern z.B. auch von Field & Sons oder eben wie hier von Dowler hergestellt. Sie alle haben gemeinsam, dass sie über zwei zusätzliche Kettenglieder verfügen sowie dünner und leichter als "normale" Darbys mit einer Schließposition sind. Dieses Exemplar ist neben "Dowler" noch mit "WCR" beschriftet, was für "West Riding Constabulary" (berittene Polizei) steht.

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Modell: ?
Hersteller: Field & Sons
Land: Großbritannien
Gewicht: 470 g 
Wert: EUR 150,- bis 180,-
Das ist ein altes sogenannten "Backstrap Darby" Modell, welches sicher noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. "Backstrap" bedeutet, der Bügel ist am Gelenk um den Zylinder gebogen und angeschmiedet. Die Fessel ist reichhaltig beschriftet. Neben  "Field & on 233 Holborn London" und der Nummer "516" auch noch mit "Seven Oaks" und "Kent", was wohl auf den Einsatzort hinweist.
Einige Sammler gehen davon aus, dass Field & Sons selbst gar kein Hersteller war, sondern lediglich ein Händler, der Hiatt-Fesseln im eigenen Namen anbot. Diese Vermutung teile ich jedoch nicht. Zwar sehen alle bekannten Field & Sons Darbies fast identisch zu entsprechenden Hiatt-Modellen aus, aber eben nur fast. In kleinen Details unterscheiden sie sich doch von diesen, so dass ich der  Meinung bin, dass Field & Sons einfach Hiatt-Plagiatoren waren. Der abgebildete Schlüssel passt zwar perfekt, ist jedoch von Hiatts und gehörte ursprünglich nicht zu dieser Darby. 

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Modell: Superintendent
Hersteller: Field & Sons?
Land: Großbritannien
Gewicht: 260 g 
Wert: EUR 120,- bis 150,-
Es ist recht schwierig, diese Darby sicher einzustufen. Im ersten Moment hielt ich sie für eine typische Hiatt Superintendent/Detective (siehe auch weiter unten) mit den klassischen zwei Zusatzringen. Alle Beschriftungen sind parktisch gänzlich unlesbar. Die Tatsache, dass diese nur schlecht gestanzt waren und mittlerweile sehr abgewetzt sind, spricht auf alle Fälle gegen Hiatt, da Hiatt-Fesseln in der Regel klar und deutlich markiert wurden, so dass man auch nach 100 Jahren noch alles bestens lesen kann. Auch entspricht die recht runde bzw. ovale Form der Bügel nicht exakt derer der meisten Hiatt-Darbies. Last but not least ist der perfekt passende Schlüssel mit "Field & Sons" beschriftet, hat jedoch eine andere Nummer als die Fessel eingestanzt. Field & Sons hat zumindest Darbies vom Typ Superintendent/Detective produziert. 

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Modell: Irish 8 
Hersteller: Frogatt
Land: Großbritannien
Gewicht: 280 g 
Wert: EUR 250,- bis 300,- 
Noch vor den "normalen" Darbies wurden sogenannte "Figure 8" oder auch "Irish 8" hergestellt. "Irish 8" rührt daher, dass sie bevorzugt von der Irischen Polizei eingesetzt wurden. Diese Fesseln haben lediglich einen einzelnen Schließzylinder und sind dadurch sehr rigide konstruiert. Im Gegensatz zur ähnlich aussehenden "Plug 8" (siehe weiter unten) ist die "Irish 8" wie auch die Darby mit einem federgelagterten Schließbolzen versehen. "Irish 8" Handschellen wurden von fast allen englischen Herstellern produziert. Diese hier stammt von Frogatt, einem weitereren Hiatt-Konkurrenten im 19. und frühen 20 Jahrhundert, der jedoch 1938 von Hiatt übernommen wurde. Eine kleine Besonderheitz ist hier, dass die Seite am Verbindungsgelenk der beiden Schellen größer ist, während bei den meisten anderen Irish 8 die Seite mit dem Schloßzylinder den größeren Durchmesser aufweist. Die Fessel ist neben "Frogatt" noch mit der Nummer "3" beschriftet. Übrigens befinden sich auf einer Seite etliche deutliche Scharten, die wohl von einem Befreiungsversuch (wahrscheinlich gescheitert) stammen, bei dem die Handschelle wiederholt auf eine harte Kante geschlagen wurde, allerdings mit der falschen Seite (siehe auch W.F Darby weiter unten).

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Modell: ?
Hersteller: Frogatt 
Land: Großbritannien 
Gewicht: 450 g (400 g / 340 g) 
Wert: EUR 120,- bis 160,- 
Die hier gezeigten Frogatt Darbies sind praktisch nahezu identisch zu Hiatts Type 104. Sie sind neben "Frogatt" mit "Warrented Wrought", "Hard" und der Nummer "77" versehen. Auf dem großen Bild sieht man noch zwei weitere Versionen. Die Mittlere ist eine Frogatt Darby, die ich aus Australien, der ehemaligen britischen Strafkolonie, erworben habe. Sie ist wie die obere Fessel unbeschichtet, aber die Innendurchmesser der Schellen sind hier ein gutes Stück kleiner, so dass man sie durchaus als "Ladies-Size" bezeichnen könnte. Bis auf die Nummer "17" ist sie identisch markiert. Das dritte Exemplar (Bild unten) ist eine Version mit Nickel-Beschichtung, welche lediglich mit "Frogatt", "Hard" und der Nummer "3" beschriftet ist. Ihr Schlüssel ist kein Frogatt-Original, sondern stammt von Hiatt - jedoch passt er perfekt.

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Modell: Plug 8
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien 
Gewicht: 250 g
Wert: EUR 150,- bis 200,-
Die "Plug 8" gehört zu den ältesten serienmäßig gefertigten Handschellen. Ihre besondere Sicherheit trug jedoch dazu bei, dass Fesseln dieses Typs bis in die 1950er Jahre hergestellt wurden, obwohl sie vergleichweise umständlich zu bedienen sind. Auf den ersten Blick sieht die "Plug 8" wie eine "irish 8" aus. Das täuscht jedoch. Im Gegensatz zu einer "Irish 8" Darby hat eine Plugfessel keinen federnd gelagerten Schließbolzen. Stattdessen wird ein Gewinde, welches sich am Bügel ohne Zylinder befindet, in den Schlosszylinder eingeführt und dort festgeschraubt. Dazu steckt man das lange Ende des Schlüssels in den Zylinder. Dieses Ende ist sternförmig (vierzackiger Stern) und passt ähnlich einem Kreuzschraubenzieher genau in eine im Zylinder befindliche Kappe, welche somit auf das eingeführte Gewinde geschraubt wird und dieses festhält. Das sternförmige Ende des Schlüssels ist breit und ebenfalls mit einem Gewinde versehen, da es am Zylindereingang erst einmal eingeschraubt werden muss. Der Name "Plug 8" kommt daher, dass der Zylindereingang nach dem Zuschrauben der Fessel noch zusätzlich mit einem losen Plug (einer Art Korken mit Gewinde) verschlossen wird, wodurch die Fessel dann doppelt gesichert ist. Dieser Plug hat oben zwei Mulden, in welche die Stifte an der Griffseite des Schlüssels passen. Auch hier fungiert der Schlüssel praktisch als "Schraubenzieher". Leider fehlen bei meiner Hiatt dieser Plug, was bei derlei Fesseln recht häufig vorkommt. Bei der "Boer War Plug 8" weiter unten auf dieser Seite kann man jedoch einen Plug sehen. Die unbeschichtete Fessel ist neben "Hiatt" noch mit der Nummer "6" beschriftet, während der Schlüssel die Nummer "3" trägt.

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Modell: Type 103 (Irish 8)
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien 
Gewicht: 270 g (250 g)
Wert: EUR 150,- bis 200,-
Natürlich hat auch Hiatt Handschellen vom Typ "Irish 8" hergestellt (siehe auch Frogatt "Irish 8" weiter oben). Interessant ist, dass diese einen anders geformten Schlüssel verwenden, als "normale" Hiatt Darby Handschellen (siehe unten). Die "Irish 8" und der Schlüssel sind mit der Nummer "557" beschriftet. Die Fessel ist darüber hinaus noch mit "Hiatt" und einer "3" versehen. Evtl. stammt diese Handschelle noch aus dem 19. Jahrhundert.  Auf dem großen Bild sieht man unten noch ein weiteres Exemplar, das ich in die Zeit um den ersten Weltkrieg einordnen würde. Dieses verwendet einen anders geformten Schlüssel und hat deutlich kleinere Innendurchmesser. Neben "Hiatt" ist die Fessel (und auch der Schlüssel) noch mit der Nummer "1" beschriftet. Evtl. steht das für die kleinste Größe, bedenkt man, dass in mein größeres Exemplar, wie erwähnt, eine "3" gestanzt wurde. Beide Fesseln sind übrigens unbeschichtet.

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Modell: Type 104
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: 360 g (350 g / 360 g)
Wert: EUR 70,- bis 110,-
Solche Handschellen" werden von Hiatt seit über 200 Jahren in beinahe unveränderter Form hergestellt. Auch heute noch fertigt die Firma derlei Fesseln im "antiken" Stil für Sammler. Diese sind allerdings qualitativ nicht so hochwertig, da sie aus minderwertigerem Metall (Spritzguss mit deutlich sichtbarer Naht) gemacht werden. Das Exemplar auf dem kleinen Bild und auf dem großen (Klick auf das kleine) oben könnte zwischen den beiden Weltkriegen hergestellt worden sein. Es ist neben "Hiatt Best", "Warrented Wrought", "Hard" und der Nummer "3" noch mit "Worcester County" in gestanzter Schönstschrift markiert. Das auf dem großen Bild mittlere Stück weist ein paar interessante Besonderheiten auf. Zunächst verfügt die Fessel über ungewöhnliche Zylindergelenke. Bei nahezu all meinen anderen Hiatt Darbies sind diese verwinkelt und bestehen gewissermaßen aus einem rechteckigen (unter dem Zylinder) und einem runden (an der Bügelbefestigung) Teil. Hier jedoch weist das Gelenk einen sehr geringen Winkel auf, so dass die Gesamtform schon fast als dreieckig bezeichnet werden kann. Auch sind die Ösen, durch welche die Ringe gehen, die den Drehwirbel mit den Schellen verbinden, hier mit ungewöhnlich großen Löchern versehen. Die Beschriftung ist ebenfalls eigenartig. Jede Schelle ist deutlich und tief mit "HI TT" markiert, das "A" ist jeweils nicht einmal schemenhaft zu erkennen. Natürlich kann dies das Resultat einer besonderen Stempeltechnik sein, bei der aufgrund der Bügelrundung zuerst die linke und dann die rechte Hälfte des Hiatt-Stempels aufgesetzt und dabei zu wenig Druck auf die Mitte ausgeübt wurde. Interessant ist aber, dass die Fessel sonst keinerlei Markierungen aufweist, weder "Hard", "British made" oder die anderen Hiatt-Floskeln, noch irgendwelche Zahlen und es befinden sich auch keine Buchstaben auf den Zylinderdeckeln, was ungewöhnlich. Zu guter Letzt passen die Schlüssel meiner anderen Hiatts hier nicht (einwandfrei). Lediglich der abgebildete Schlüssel einer neuen KB-0121 Darby aus Pakistan hat hier die richtige Gewindestärke. Zeitlich würde ich diese Fessel ebenfalls in die 1920er Jahre einordnen, evtl. ist sie aber sogar noch 10 bis 20 Jahre älter. Das untere Exemplar auf dem großen Bild stammt eher aus den 1940er oder 1950er Jahren und hat als Beschriftungen lediglich "Hiatt" und "British made". Die beiden Handschellen unterscheiden sich vor allem in der Form des Schlüssels und des Drehrings. Auch ist bei den beiden älteren Exemplaren das Verbindungsstück von Drehring und Schelle separat angeschmiedet worden, während es beim jüngeren mit zum Bügel, welcher wohl maschinell geschmiedet (gepresst) wurde, gehört.

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Modell: Type 101 
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: 310 g
Wert: EUR 100,- bis 120,-
Hiatt Type 101 sind leichter und schmäler als Type 104 (siehe oben). Das auf dem kleinen Bild und auf dem großen oben gezeigte Exemplar ist das ältere - es könnte sogar noch aus dem 19. Jahrhundert stammen und ist mit "Hiatt", "Warrented Wrought", "Hard" und der Nummer "13" beschriftet und hat keine Nickel-Legierung. Sammler bezeichnen die Beschaffenheit der Oberfläche gerne als "schöne braune Patina", während der Ignorant sie wohl "rostig" nennen würde. Die auf dem großen Bild unten zu sehende vernickelte oder verchromte Version ist neuer (um 1950) und mit "Hiatt Best" sowie "British Made" beschriftet.

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Modell: Type 101 (Superindendent / Detective)
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: 270 g 
Wert: EUR 100,- bis 120,-
Das ist ebenfalls eine leichtere und nur ca. 70% breite Version der weiter oben gezeigten Hiatt Type 104 Handschellen. Auch haben sie zwei zusätzliche Kettenglieder, was im allgemeinen als "Superindendent" oder "Detective" Darby bezeichnet wird. Trotz dieser Extraglieder sind die Schellen dennoch genauso weit von einander entfernt wie bei Type 104, was natürlich auch am viel kleineren Drehring liegt. Diese mit "Hiatt Best", "British Made" und "Warrented Wrought" gekennzeichneten Handschellen haben einen identisch nummerierten (mit "2.") Schlüssel in alter Form, woraus ich schließe, dass sie aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stammen.

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Modell: Type 115 
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: 350 g (340 g / 350 g) 
Wert: EUR 80,- bis 120,-
Adjustible Darby Handschellen werden von Hiatt seit ca. 1850 gebaut. Im Gegensatz zu Modell 104 haben sie nicht nur eine Schließposition, sondern vier (kleines Bild und großes Bild oberes Modell) bzw. meist fünf (großes Bild Mitte und unten), jedoch keine Arretier-Möglichkeit. Der Durchmesser der Schellen ist etwas kleiner als bei Type 104 Darbies, so dass sie auch für Damenhände geeignet sind. Das auf dem kleinen Bild gezeigte Stück ist das älteste dieser Modelle aus meiner Sammlung - die Verbindung Drehring/Bügel 
ist separat angeschmiedet. Das untere auf dem großen Bild das jüngste. Obwohl der Schlüssel des jüngeren Modells schon die Form neuer Hiatt Darbies hat und im Gegensatz zu alten Schlüsseln nicht auf Magneten reagiert, handelt es sich wohl doch um ein in guter alter Qualität gefertigtes Exemplar - wahrscheinlich stammt es aus den 1970er Jahren. Das mittlere Exemplar ist mit "SPF" (neben einer vierstelligen Nummer) beschriftet, was entweder für "Sheffield Police Force" oder für "Singapore Police Force" stehen könnte - hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen. Ansonsten tragen ältere Hiatt Darbies (wie diese auch) "Hiatt" (bzw. "Hiatt Best", "Hard" und "Warrented Wrought") sowie "British Made" auf Ober- und Unterseite des Bügels, während auf den neuen Nachbauten "Hiatt" und "English" seitlich am Zylindergelenk steht. Übrigens wird auch immer wieder mal behauptet, dass sich "Hiatt" früher nur mit einem "t" geschrieben habe. Auf der Hiatt Homepage steht sogar, dass das zweite "t" erst im 2. Weltkrieg, nachdem die Produktionsanlagen durch Bombenangriffe zerstört wurden, hinzugekommen sei. Das kann aber nicht sein, denn einige Hiatt mit zwei "t" Handschellen sind eindeutig älter (z.B. Hiatt "Plug 8" aus den Burenkriegen). Ich persönlich bin der Meinung, dass "Hiat" Beschriftungen nur durch unsaubere, schiefe Bestempelung entstanden sind. Bei meinem ältesten hier gezeigtem Exemplar sieht es nämlich auch so aus als stünde "Hiat" auf beiden Schellen. Wenn man jedoch auf der einen Seite ganz genau hinsieht, kann man Reste des zweiten Ts erkennen.

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Modell: Caps Lock
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: je 225 g 
Wert: EUR 90,- bis 120,- pro Stück
Sogenannte "Caps Lock" Handschellen sind simpel aber effektiv. Die Fessel kommt um ein Handgelenk und anschließend wird eine Kapsel über die Schellenenden gestülpt. Beide Schellenenden und die Kapsel weisen ein großes Loch auf. Durch dieses kann nun eine Kette geführt werden, was bewirk, dass man die Kapsel nicht mehr entfernen und somit die Schelle nicht mehr öffnen kann. Solch Fesseln wurden in Großbritannien bevorzugt bei Gefangenentransporten eingesetzt. Es ist auch möglich, aus zwei solcher Schellen und einer einzelnen kleinen "Schloss-Darby" ein paar "Ersatzhandschellen" zu bilden. Eine der beiden Schellen ist lediglich mit "Hiatt" und "3" (für die Größe) beschriftet, die andere jedoch mit "29", "Hiatt Masshouse Lane Birm." sowie "Birmingham Borough Gaol", was für ein Gefängnis steht.

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Modell: ? 
Hersteller: J.G.
Land: Großbritannien
Gewicht: 600 g (550 g)
Wert: EUR 90,- bis 120,-
Backstrap-Darbies ("falscher" Backstrap - siehe "R.C.S." weiter unten) des Herstellers J.G., über den leider nichts mehr bekannt ist, sehen denen von R.C.S. zum Verwechseln ähnlich. Das könnte daher kommen, dass J.G. evtl. R.C.S. unterstützte, um den hohen Kriegsbedarf an Handschellen zu decken. Unterscheiden kann man die beiden Fabrikate fast nur durch den meist abgerundeten Zylinderdeckel bei J.G. (der von R.C.S. ist flach). Allerdings habe ich auch schon J.G. Darbies mit flachem Deckel gesehen. Die Beschriftungen sind bei J.G."natürlich auch anders als bei R.C.S., wobei die Fesseln meist ebenfalls mit dem britischen Regierungseigentums-Pfeil versehen sind. Zumindest ist dies bei meinen beiden J.G. Darbies der Fall. Auf dem großen Bild sieht man unten noch ein weiteres, mit "J.G. 1943" (also wohl aus dem 2. Weltkrieg) gekennzeichnet Exemplar, das einige Unterschiede zum oberen aufweist. Interessant ist z.B. die graue Farbbeschichtung. Diese ist vermutlich nicht Standard, da solche Darbies normalerweise unbeschichtet sind. Es könnte eine Farbe sein, mit der auch Schiffe gegen Rost geschützt wurden - somit sind sie evtl. von der Englischen Marine eingesetzt worden. Der Linke Schlüssel ist wahrscheinlich ein Original. Allerdings greift wer nicht, da evtl. sein Innengewinde "verschlissen" ist. Der rechte Schlüssel sieht nicht nach J.G. aus - er passt auch lediglich ein paar Umdrehungen lang, bin er festsitzt und man an ihm ziehen muss, um die Schellen zu öffnen. Ansonsten unterscheidet sich mein graues Exemplar vor allem noch durch ihr Gewicht, den anders geformten Drehring, die Bügelenden sowie der zusätzlichen Beschriftung "1856 L" auf einem der Zylinderdeckel von meiner anderen J.G.-Darby. Auch ist der Pfeil hier in das Zylindergelenk gestanzt. Diese andere Darby ist lediglich mit "J.G. 1952" und dem Pfeil dahinter beschriftet, also ein Nachkriegsmodell. Hier steht auf den Schlüsseln noch "KE 2770", was sich nicht auf der Fessel selbst wiederfindet.

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Modell: ? 
Hersteller: M.C.I.
Land: Großbritannien
Gewicht: 460 g
Wert: EUR 100,- bis 130,-
Ähnlich wie bei oben gezeigte "J.G." und weiter unten gezeigter schweren "R.C.S." Darby, wurden die Fesseln von "M.C.I." während des 2. Weltkriegs hergestellt. Auch hierbei handelt es sich um "falsche" Backstrap Darbies (siehe "R.C.S."), die jedoch etwas dünner ausgefallen sind. Leider fehlt mir ein Original-Schlüssel, aber der Schlüssel meiner Thompson-Darby (siehe weiter unten) passt hier einwandfrei. Beschriftet ist die Fessel mit "M.C.I." an beiden Zylinderseiten, sowie mit "1681", "13" und dem britischen Regierungspfeil auf dem Zylindergelenk.

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Modell: ? 
Hersteller: Parker
Land: Großbritannien
Gewicht: 440 g 
Wert: EUR 250,- bis 300,-
Diese unbeschichteten Darbies sind ein sogenanntes "Backstrap" Modell - d.h. der Bügel ist am Gelenk um den Zylinder gebogen. Bei anderen Darbies ist der Zylinderboden um den Bügel gelegt. Hier haben wir wohl eines der ältesten Handschellen-Modelle aus meiner Sammlung. Mit "Parker Holborn" (Holborn ist ein Stadtteil Londons) beschriftete Darbies wie diese stammen aus der Zeit von 1796 bis 1841. Von 1842 bis 1877 waren die Fesseln dann mit "Parker, Field & Sons" oder nur mit "Field" beschriftet und von 1877 bis 1883 trugen sie die Beschriftung "Field & Sons 59 Leman Street" (oder "122 Leman Street") meistens zusammen mit "Holborn". Ich habe auch schon von einem Experten aus England gehört, dass Parker bzw. Field lediglich Vertreiber von Hiatt Handschellen gewesen wären und keine Hersteller. Was dafür spräche wäre, dass der passende Schlüssel zu meinem Parker Darbies von Hiatt stammt, Schlüssel und Handschellen jedoch eine identische Oberfläche besitzen und obendrein beide die Nummer 226 in absolut gleichen Lettern eingestempelt haben.

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Modell: Caps Lock
Hersteller: Pfeil, Stedall & Son
Land: Großbritannien
Gewicht: 155 g / 175 g 
Wert: EUR 90,- bis 120,- pro Stück
Pfeil, Stedall & Son Caps Lock Handschellen sind etwas schlanker als vergleichbare Stücke von Hiatt (siehe weiter oben). Auch sind hier die Löcher zum durchführen der Kette größer. Die Schellen, welche ich in 2 verschiedenen Größen besitze, sind mit " Pfeil Stedall & Son" sowie diversen Nummern beschriftet. Was auch bedeutet, dass sie zwischen 1851 (Firmengründung durch Frederick Pfeil und Robert Stedall) und 1882 hergestellt wurden, denn danach wurde aus "Son" die Mehrzahl "Sons". Ab 1914 wurde das deutsche "Pfeil" aus dem Namen gestrichen, da die anti-deutsche Einstellung in GB zu beginn des 1. Weltkrieges dazu führte, dass Scheiben der Firma eingeschmissen wurden.

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Modell: ? 
Hersteller: Reuben Craddock & Sons 
Land: Großbritannien
Gewicht: 600 g 
Wert: EUR 90,- bis 120,-
Ein weiterer ernstzunehmender Hiatt-Konkurrent v.a. im 20. Jahrhundert war Reuben Craddock & Sons (kurz R.C.S.). Diese Firma existierte bis 1968 und hat fast ausschließlich Fesseln für die Regierung hergestellt. Sie waren dann als Regierungseigentum mit einem Pfeil gekennzeichnet. Diese Darbies sind übrigens nicht nur schwerer, sondern auch breiter und gleichzeitig von kleinerem Durchmesser als vergleichbare Hiatts Type 104. Sie sind an einem Zylinderdeckel mit "589" (steht auch auf den Schlüsseln), "R.C.S." und "1945" gekennzeichnet, woraus ich schließe, dass sie in diesem Jahr hergestellt und vielleicht noch im 2. Weltkrieg eingesetzt wurden. Der Andere Deckel ist mit "2772" und dem Regierungspfeil versehen. Übrigens handelt es sich bei diesen R.C.S., wie auch bei weiter oben gezeigten sehr ähnlichen J.G. um "falsche" Backstrap-Darbies. Im Gegensatz zu zuvor gezeigter Parker ist hier das Bügelende nicht am Gelenk um den Zylinder geschmiedet. Stattdessen hat man es "platt gehauen" und ein Loch hinein gebohrt, um es über einen Bolzen mit dem Zylinderende zu vernieten.

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Modell: ? 
Hersteller: Reuben Craddock & Sons 
Land: Großbritannien
Gewicht: 390 g 
Wert: EUR 80,- bis 120,- 
Nach dem 2. Weltkrieg hat R.C.S. dann verstärkt ein leichteres Darby-Modell mit ebenfalls lediglich einer Schließposition und ohne Nickel-Beschichtung. gefertigt. Auch dieses ist meist mit der Produktions-Jahreszahl sowie dem Regierungspfeil markiert. Mein Exemplar ist mit "R.C.S." und "1955" auf einem Zylinderdeckel sowie "1", "21C", "245" und dem Regierungspfeil auf dem anderen beschriftet. In das eine Zylindergelenk ist darüber hinaus "423" (steht auch auf den Schlüsseln) und in das andere "507" und ebenfalls der Regierungspfeil gestanzt.

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Modell: ? 
Hersteller: Reuben Craddock & Sons 
Land: Großbritannien
Gewicht: 390 g 
Wert: EUR 80,- bis 120,- 
Diese RCS adjustable (mehrere Schließpositionen) Darbies gleichen Hiatts 115 beinahe wie ein Ei dem anderen. Ein minimaler Unterschied ist die Anbringung des Drehrings an den Bügeln. Dieser ist nämlich etwas mehr unterhalb der Bügelmitte, als das bei Hiatts der Fall ist. Ansonsten unterscheiden sie sich natürlich noch dadurch, dass "RCS" und "680" in den Zylinderdeckel eingestanzt sind. Wie weiter oben gezeigte Hiatt Type 115 ist auch diese unbeschichtete RCS Darby mit "SPF" (gefolgt von der Nummer "789") beschriftet, was wohl entweder für "Sheffield Police Force" oder für "Singapore Police Force" steht. Allerdings finden sich hier weder ein Regierungspfeil noch eine Jahrezahl, jedoch glaube ich schon allein wegen der altertümlichen Schlüsselform, dass diese Darby die älteste meiner drei RCS ist. 

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Modell: Irish 8
Hersteller: SF Co. 
Land: Großbritannien
Gewicht: 240 g 
Wert: EUR 160,- bis 200,-
Bei den meisten "Figure 8" Handschellen ist es so, dass eine Seite größer ist als die andere, doch nirgends fällt dies so stark auf wie bei den Achtern von SF Co. Übrigens gibt es keine gesicherte Begründung für diesen Größenunterschied, sondern lediglich Vermutungen, die von "Produktionsungenauigkeiten" bis hin zu "jeder Mensch hat zwei unterschiedlich große Handgelenke" reichen. Die "Irish 8" ist mit "SF CO", "187" und "3" beschriftet. 

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Modell: ?
Hersteller: SF Co. 
Land: Großbritannien
Gewicht: 240 g 
Wert: EUR 90,- bis 120,-
Dies ist eine SF Co. Darby, die einer Hiatt Type 104 (siehe weiter oben) entspricht, jedoch etwas klobiger verarbeitet ist. Zeitlich ist sie um 1900 einzuordnen. Neben dem Firmennamen ist sie lediglich mit der Nummer "14" beschriftet. Der Schlüssel gehört zu zuvor gezeigter Irish 8 der gleichen Firma und passt auch hier einwandfrei. 

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Modell: ? 
Hersteller: SM Co.
Land: Großbritannien
Gewicht: 400 g 
Wert: EUR 120,- bis 150,-
Darbies vom SM Co. sind zwar seltener als Hiatt-Modelle, aber nicht wirklich rar. Dennoch ist über den Hersteller heute nur noch wenig bekannt. Es wird vermutet, dass "SM" für "Security Manufacturing steht, da im Jahr 1919 ein gewisser F.J. Adams und ein W.E. Bridge unter diesem Namen ein Patent zur maschinellen Darby-Handschellenherstellung erworben haben und diese Firma obendrein in einem Brachenbuch für Worcestershire von 1912 als "Handschellen-Hersteller" aus der Baker Street in Oldbury aufgeführt ist. Tatsache ist, dass viele der SM Co. Fesseln wohl während des ersten Weltkrieges hergestellt wurden, da sie mit entsprechenden Jahreszahlen versehen sind. Diese stehen in Kombination mit "M&C", von dem u.a. vermutet wird, dass es für "Ministry & Crown" stehen könnte, ein Begriff der häufig in den alten britischen Kolonien Kanada und Neuseeland vorgefunden wird. "M&C" findet man übrigens auch auf Fesseln anderer britischer Hersteller. Mein Exemplar ist mit "M&C 1917" gekennzeichnet. Darüber hinaus ist noch "SMC", "2", "70" (steht auch auf dem Schlüssel) sowie "gov" oder "gev" in die Fessel getanzt. 

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Modell: ? 
Hersteller: Thompson
Land: Großbritannien
Gewicht: 360 g 
Wert: EUR 110,- bis 130,-
Bei dieser alten Darby bin ich mir zu 95% sicher, dass es sich um ein Fabrikat der Firma Thompson handelt. Leider sind die Beschriftungen nicht mehr gut lesbar, aber es sind noch Reste eines "SON" sowie eines "M" etwas weiter davor auszumachen. Auch entsprechen die Formen der Schellen und des Schlüssels generell Thompson Darbies und unterscheiden sich von ähnlichen Modellen anderer Firmen wie Hiatt, Frogatt oder Dowler. Als weitere Beschriftungen kann man noch etwas, das wie Reste eines "Warranted" aussieht, ausmachen sowie die Zahl "5" auf Schellen und Schlüssel. Interessant ist auch, dass der Buchstabe "L" auf beiden Schlosszylindern innen (direkt unterhalb der Öffnung, wo der Bügel ins Schloss schnappt) eingestanzt ist. Keine andere meiner Darbies ist an dieser Stelle beschriftet. Manche Sammler behaupten übrigens, dass es sich bei Thompson um eine US-Firma handelt. Mittlerweile geht man jedoch davon aus, dass es sich um einen Britischen Hersteller aus der Zeit Mitte 19. bis Anfang 20. Jahrhundert handelt, der jedoch sehr viele Fesseln auch nach USA exportiert hat. 

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Modell: ? 
Hersteller: W.F
Land: Großbritannien
Gewicht: 440 g 
Wert: EUR 110,- bis 130,-
Über den Hersteller dieser Darby ist praktisch nur eines bekannt, nämlich dass es sich ziemlich sicher nicht um die US-Firma "Well Fargo" handelt, obwohl diese dieselben Initialen verwendet. Neben "W.F" ist die Fessel noch in bester britischer Manier mit "Warrented Wrought", "Hard" und der Nummer "53" beschriftet. Die Nummer befindet sich auf dem Schlüssel und einer Schelle, während auf der anderen Schelle "35" steht, was sicherlich einem Zahlendreher beim Stempeln zu verdanken ist. Interessant ist hier übrigens, dass - wie auch bei weiter oben gezeigter Frogatt "Irish 8" - wohl ein Gefangener vor langer Zeit mit Gewalt versucht hat, sich von diesen Fesseln zu befreien. Beide Bügel weisen nämlich auf einer Seite zahlreiche Dellen und Scharten auf, die wohl daher rühren, dass die Schellen mehrmals mit Schwung auf einen harten Gegenstand geschlagen wurden. Tatsächlich ist es möglich, auf diese Art eine Darby zu öffnen, wenn man gleichzeitig mit dem Schlag die gefesselten Hände gegen die Schlosszylinder drückt. Ein Trick, den angeblich schon der berühmte amerikanische Entfesslungskünstler Harry Houdini vor über 100 Jahren der britischen Polizei vorgeführt hatte, um die Sicherheitsmankos der von ihr eingesetzten Fesseln zu demonstrieren. Hierbei wird die Trägheit der Masse ausgenutzt, die den federnd gelagerten Schließbolzen aufgrund des harten Aufschlags ein Stück in Richtung Schlossöffnung treibt. Daher funktioniert dieser Trick aber auch nur, wenn man die Schellen auf die Seite schlägt, auf der sich die Schlossöffnungen befinden. Der Gefangene, der so aus meiner Fessel entfliehen wollte, hat diese jedoch auf die andere Seite geschlagen (die, auf der sich die Zylinderdeckel befinden). Diese Versuche konnten nicht erfolgreich gewesen sein.

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Modell: ? 
Hersteller: BE ?
Land: Großbritannien
Gewicht: 390 g 
Wert: EUR 80,- bis 100,-
Ich weiß wirklich  nicht, ob es sich bei "BE" um den Hersteller (bzw. die Abkürzung seines Namens) handelt. Aber diese zwei Buchstaben sind die einzige Beschriftung, welche sich auf dieser unbeschichteten Darby, die im großen und ganzen einer Hiatt Type 104 (siehe weiter oben) ähnelt, findet, und zwar auf einem der Zylinderdeckel. Der abgebildete Schlüssel gehört zu einem Pakistanischen Darby-Nachbau von KUB, passt aber einwandfrei.

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Modell: ?
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien
Gewicht: 160 g 
Wert: EUR 60,- bis 80,-
Hierbei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die ältesten Handfesseln meiner Sammlung. Die Form ähnelt bereits sehr den späteren britischen Darbies, jedoch ist der Schließmechanismus komplett anders, wie man auf dem großen Bild sehr gut sehen kann. Die gänzlich unmarkierte Fessel verfügt über ein so genanntes "Spring Wedge Lock", einen geteilten Keil der durch das Doppelloch im Bügellende geführt wird und so den Bügel am Zylinder befestigt. Drei Stahlfedern am Keil bewirken, dass dieser nicht von selbst wieder entfernt werden kann. Stattdessen muss man den Schlüssel in das apart geformte Schlüsselloch einführen und mit diesem den Keil wieder aus dem Zylinder drücken. Ich bin mir nicht sicher, ob die einzelnen Fesseln solo an einer Kette befestigt wurde oder ob sie paarweise als "klassische" Handschellen verwendet wurden.

Großes Bild (geöffneter Zustand)
Modell: unbekannte Boer War Plug 8
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien
Gewicht: 610 g 
Wert: EUR 220,- bis 250,-
"Boer War" ist englisch für "Burenkrieg". Ihren Namen erhielt diese Spezial-Variante der Plug 8 wohl daher, dass sie erstmalig oder zumindest in besonders großer Anzahl während dieser bewaffneten Auseinandersetzung in Afrika zum Einsatz kam. Im Burenkrieg, der von 1899 bis 1902 andauerte, kämpften die Burenrepubliken Transvaal und Oranjefreistaat gegen die Kolonialmacht Großbritannien. Und so verwundert es nicht, dass etliche britische Handschellen-Fabrikanten wie Hiatt oder "R.C.S." Fesseln für die königlichen Truppen herstellten. Die "Boer War" unterscheidet sich von einer normalen Plug 8 vor allem durch ihre Größe - sie ist wesentlich breiter, dicker und schwerer. Interessant ist auch, dass dieses Modell in den 1950er Jahren eine Art Renaissance erfahren durfte, was wohl daran liegt, dass es sich hierbei um eine besonders ausbruchssichere Fessel handelt. Mein bis auf die Nummer gänzlich unmarkiertes Exemplar dürfte aus dieser Zeit stammen. Es ist überraschend klein im Durchmesser und somit nur für schmale Handgelenke geeignet. Auch weist es als zusätzliches Sicherheitsfeature einen hohlen Schlüssel auf, in welchen ein Stift, der auf das Schließgewinde montiert ist, eingeführt wird - siehe auch großes Bild. 

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Modell: ?
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien
Gewicht: 360 g 
Wert: EUR 60,- bis 90,-
Diese Darby mit lediglich einer Schließposition weist eine gewisse  Ähnlichkeit mit einer Hiatt Typ 104 (siehe weiter oben) auf. Allerding ist sie bis auf die Nummer "53" gänzlich unmarkiert, was für Hiatt-Fesseln nicht üblich ist, da diese i.d.R. klar und deutlich mit dem Herstellernamen sowie weiteren Daten (wie z.B. "British made") beschriftet sind. Auch ist der Schlüssel, von dem ich mir jedoch nicht sicher bin, ob er original zu dieser Fessel gehört, da er mit "26" markiert ist, ungewöhnlich geformt und sieht am ehesten noch dem einer Hiatt "Irish 8" (siehe weiter oben) ähnlich. 

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Modell: Caps Lock
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien ?
Gewicht: 195 g 
Wert: EUR 80,- bis 100,-
Eine Caps Lock Handschelle, deren Hersteller leider nicht bekannt ist. Vergleiche auch ähnliche Modelle von Hiatt oder Pfeil, Stedall & Son weiter oben. Die Fessel ist bis auf eine schlecht gestempelte "43" gänzlich unbeschriftet.

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Modell: ?
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien ?
Gewicht: 670 g 
Wert: EUR 150,- bis 200,-
Auf den ersten Blick sieht diese schwere Darby aus wie eine typische moderne Reproduktion aus Indien oder Pakistan. Es handelt sich hierbei jedoch um ein altes Original, das ich in die Zeit um 1920 einordnen würde. Die Fessel ist wesentlich besser verarbeitet, als das bei billigen Nachbauten der Fall ist.  Der Schlüssel hat ein Außengewinde, was als "Sheffield-Stil" bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den modernen Pakistanischen Nachbauten, welche ebenfalls einen solchen Schlüssel verwenden, kann man hier jedoch die Bügel ins Schloss schnappen lassen. Die einzigen Beschriftungen sind die Nummern "178" (steht auch auf dem Schlüssel) und "630" auf den Bügelgelenken. Vor letztere wurde noch der britische Regierungs-Pfeil gestanzt, was beweist, dass sie zumindest in einer ehemaligen Kolonie hergestellt wurde, wenn nicht sogar in Großbritannien selbst. 

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Modell: ?
Hersteller: ? 
Land: Großbritannien ?
Gewicht: 300 g 
Wert: EUR 50,- bis 80,-
Hier bin ich mir absolut nicht sicher, ob es sich wirklich um ein britisches Modell handelt, obwohl ich die Handschellen von einem englischen Verkäufer erworben habe. Zu unsauber ist die Verarbeitung (man achte nur mal auf den unförmigen Schlüssel). Darüber hinaus trägt die Fessel keinerlei Beschriftungen (nicht mal Ziffern) und auf dem Zylinderdeckel findet man keine Hammermarkierungen - beides ist untypisch für Fesseln aus Großbritannien. Es sind vier Schließpositionen möglich.


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